Am 23. Mai soll die Entscheidung fallen, wer die Nachfolge von Peter Boudgoust als Intendant oder Intendantin des SWR antritt. Fünf ernstzunehmende Bewerbungen gab es - doch die Findungskommission hat drei davon direkt aussortiert, ohne dass diese die Chance bekommen hätten, sich und ihre Pläneauch nur dieser Kommission persönlich vorzustellen. Stattdessen schlug man sich auf Kai Gniffke und Stefanie Schneider als einzige Kandidaten vor. Und auch wenn es an diesem Verfahren deutliche Kritik gab - auch aus Reihen der Gremien- bestätigten Rundfunkrat und der Verwaltungsrat schließlich bei nur einer Gegenstimme, dass tatsächlich im Mai nur diese beiden Bewerber zur Wahl stehen sollen.


In einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" geht nun Peter Voß, der selbst ab 1993 zunächst SWF-Intendant und ab Gründung des SWR bis 2007 schließlich Intendant des SWR war, mit den Gremien hart ins Gericht. "Ich finde das inzwischen festgelegte Wahlverfahren, gelinde gesagt, mehr als misslich und sehe darin ein Armutszeugnis für die Gremien des Senders", schreibt Voß. Es sie zwar wohl "eben noch legal", aber nicht legitim, wenn sich drei Kandidaten nicht selbst vorstellen dürften. Diese Bewerber seien "ohne Not vorgeführt und beschädigt worden - und der SWR selbst gleich mit".

Die vorgebrachten Begründungen - etwa das etwas kompliziertere Wahlverfahren, weil eine absolute Mehrheit nicht nur im Gesamt-Gremium, sondern auch in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg einzeln erreicht werden müsse - wertet er als Ausreden. Vielmehr werde der Verdacht genährt, "dass hier eine allein wahltaktisch motivierte, durchaus unheilige Allianz am Werkeln beziehungsweise Kungeln war und ist. Er vermutet, dass viele Gremienmitglieder schlicht darauf spekulieren, im jetzt beschlossenen Verfahren ihren präferierten Kandidaten leichter durchsetzen zu können.

"Die (nach meiner Kenntnis beispiellose) nahezu einmütige Selbstentmachtung der SWR-Gremien erscheint mir dagegen nicht nur opportunistisch und kurzsichtig, sondern geradezu unklug", weil man sich einer großen Chance beraubt habe: "Nämlich deren womöglich doch sehr interessante, vielleicht auch neue und überraschnede Vorstellungen überhaupt kennenzulernen, zu diskutieren und - gegebenenfalls kontrovers - zu bewerten." Er frage sich, ob den Gremialen überhaupt bewusst sei, "dass sie nicht irgendeine Plastiktütenfabrik beaufsichtigen und repräsentieren, sondern eine wichtige publizistische Institution".

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