Die Personal-Beben in der Medienbranche nehmen kein Ende. Am Montag gab die RTL Group völlig überraschend den Rücktritt ihres CEOs Bert Habets bekannt. Er hatte seinen Posten vor zwei Jahren als Nachfolger von Anke Schäferkordt angetreten, für die RTL Group war er aber schon seit mehr als 20 Jahren in unterschiedlichen Positionen tätig. Dem offiziellen Wording zufolge geht er "aus persönlichen Erwägungen". Schon die Tatsache, dass er nicht mit eigenem Statement in der Abschieds-Pressemitteilung auftaucht, deutet aber darauf hin, dass es sich nicht um eine von langer Hand geplante und im besten Einvernehmen getroffene Entscheidung handelt.
Genauso überraschend wie der Abschied von Habets ist sein Nachfolger: Thomas Rabe, seit 2012 Vorstandsvorsitzender von RTL-Group-Mehrheitsgesellschafter Bertelsmann übernimmt den CEO-Posten nun gleich selbst. Es passt allerdings insoweit ins Bild, als dass Bertelsmann zuletzt auf eine stärkere Verzahnung von der Mediengruppe RTL Deutschland und G+J gedrängt hat - was von der Führung der RTL Group in Luxemburg mit Argwohn beäugt wurde. Seinen Bertelsmann-Posten behält Rabe natürlich weiterhin. Seinen bisherigen Posten als Verwaltungsratsvorsitzender der RTL Group übernimmt sein bisheriger Stellvertreter Martin Taylor, James Singh ist dessen neuer Stellvertreter.
Thomas Rabe: "Wir danken Bert Habets für mehr als 20 Jahre in unterschiedlichen Führungsfunktionen bei der RTL Group und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute. Die RTL Group wird sich weiter auf drei Prioritäten konzentrieren: der Stärkung der Kerngeschäfte TV, Radio und Inhalte-Produktion, den Aufbau lokaler Video-Streaming-Champions sowie den Ausbau ihrer Werbetechnologie-Geschäfte. Ich freue mich sehr, dass Martin Taylor und James Singh die Führung im Verwaltungsrat übernehmen und mich – zusammen mit allen weiteren Mitgliedern des Boards of Directors – in meiner neuen Rolle als CEO der RTL Group unterstützen."
Da drängt sich die Frage auf, ob Thomas Rabe als Bertelsmann-Boss nicht ausgelastet ist und den Zweit-Posten nun ohne weiteres stemmen kann. In einem intern verbreiteten Interview antwortet Rabe darauf: "Das geht sehr gut, zumal ich mich ja als Vorsitzender des Verwaltungsrats der RTL Group auch schon intensiv mit dem Unternehmen beschäftigt habe. Meine Rolle und meine Verantwortlichkeiten als Chairman und CEO von Bertelsmann bleiben unverändert. Ich werde beide Unternehmen führen und meine Zeit zwischen Gütersloh und Luxemburg aufteilen. Ich habe exzellente Management- und Corporate-Teams bei Bertelsmann und der RTL Group, die mich unterstützen werden und auf die ich mich voll verlassen kann."
Christoph Mohn, Aufsichtsratsvorsitzender von Bertelsmann, sagt: "Die RTL Group ist gemessen am Umsatz und Ergebnis der wichtigste Unternehmensbereich von Bertelsmann. Insofern begrüßt der Aufsichtsrat es sehr, dass Thomas Rabe die Führung der RTL Group nach der Niederlegung von Bert Habets übernimmt. Gleichzeitig bleibt er Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann. Bertelsmann befindet sich unter Führung von Thomas Rabe strategisch und geschäftlich weiterhin auf einem sehr guten Weg."