155.607 Exemplare der "Welt" (inkl. "Welt kompakt") wurden laut IVW im 4. Quartal 2018 werktäglich verkauft. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, wie ein Blick auf unsere IVW-Analyse beweist. Dort weisen wir seit Jahren nicht nur die verkaufte Auflage aus, sondern auch die Entwicklung der "Harten Auflage", in die nur der Einzelverkauf und Abos eingehen, nicht aber stark vergünstigte "sonstige Verkäufe" oder Bordexemplare. Und bei keiner anderen überregionalen Zeitung sieht das Verhältnis auch nur ansatzweise so ungesund aus wie bei der "Welt": Rechnet man alle kosmetischen Maßnahmen heraus, bleibt nämlich weniger als die Hälfte übrig. Die ehrliche, harte Auflage lag im 4. Quartal bei nur 76.455 Exemplaren - und auch der Auflagenrückgang war mit -11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dort noch deutlich höher als bei der Gesamtauflage.
Verlage griffen in der Vergangenheit gerne zu diesen kosmetischen Mitteln, um Werbekunden eine höhere Reichweite bieten zu können. Zum Problem wird das allerdings, wenn der Werbemarkt generell schwächelt. Auch vor diesem Hintergrund verkündete Springer nun eine "Weiterentwicklung der Vertriebsstrategie", wie es blumig heißt. Konkret bedeutet das: "Auf Auflagenbestandteile, die sich nicht rechnen, wird das gedruckte Angebot von Montag bis Samstag bewusst verzichten." Die "Welt am Sonntag" (bei der das Verhältnis von harter zu Gesamt-Auflage ohnehin etwas besser ist), ist davon nicht betroffen. Dort werde man die "reinen Marketing-Aktivitäten" fokussieren, da man dort "die für die Vermarktung besonders relevante Premium-Zielgruppe" erreiche.
Stephanie Caspar, Vorstand Axel Springer News Media National: "Der zahlende Leser steht für uns im Mittelpunkt. Darauf konzentriert sich 2019 gedruckt wie digital unsere Vertriebsstrategie für die Marke WELT. Für unser digitales Bezahlangebot WELTplus haben wir 100.000 Abonnenten als nächsten Meilenstein fest im Blick und bei der gedruckten WELT nehmen wir im Interesse einer langfristigen Rentabilität eine kurzfristig stärker sinkende Auflage bewusst in Kauf." Die Zahl der zahlenden Digital-Nutzer lag zuletzt bei 86.818 - was im Verhältnis zur Print-Auflage bereits ein bemerkenswert hoher Wert ist.