Die bevorstehende Wahl des neuen SWR-Intendanten sorgt schon seit einigen Tagen für Ärger. Obwohl es gleich mehrere namhafte Bewerber gibt, hatte die Findungskommission die Auswahl auf ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke und die baden-württembergische SWR-Landessenderdirektorin Stefanie Schneider eingeschränkt. Verwaltungsdirektor Jan Büttner, der von der Findungskommission nicht berücksichtigt wurde, hat seine Bewerbung jetzt zurückgezogen und in einem Rundschreiben seinem Unmut über das Verfahren Luft gemacht.
Mit der Rücknahme seiner Bewerbung wolle er "weiteren Schaden" vom SWR abwenden, wird Büttner von der "Süddeutschen Zeitung" zitiert. Zugleich mahnte er, dass das "Gegeneinander von Direktionen und Standorten in den letzten Jahren stark zugenommen" habe. Der SWR habe es 21 Jahre nach der Fusion von SDR und SWF noch immer nicht geschafft, eine Einheit zu werden. "Wenn wir das Gleichgewicht zwischen den drei Hauptstandorten dabei gut austarieren, dann werden wir endlich ein SWR."
Büttner erklärte, der SWR müsse in den Strukturen, aber auch im Programm effizienter werden. "Der multimediale Umbau hat in der Praxis teilweise zu überbordenden Planungs- und Abstimmungsprozeduren geführt." Unterdessen wollen sich mehrere Rundfunkrats-Mitglieder offenbar dafür stark machen, nicht nur Schneider und Gniffke anzuhören, sondern auch den Vize-Landessenderchef Clemens Bratzler und NDR-Fernseh-Chefredakteur Andreas Cichowicz. Diese wollen laut "SZ" wohl an ihrer Bewerbung festhalten.
SWR-Verwaltungsratschef Hans-Albert Stechl hatte die Kritik an angeblich mangelnder Transparenz zuletzt zurückgewiesen. Es sei außerdem "falsch und für den SWR schädlich, wenn er vor parteipolitischem Einfluss warnt", sagte er mit Blick auf Äußerungen von Volker Stich, der als Vorsitzender des Rundfunkrats Baden-Württemberg fungiert (DWDL.de berichtete). Jeder zusätzliche Kandidat, der in der gemeinsamen Sitzung des Rundfunkrats vorgeschlagen werde und eine einfache Mehrheit erhalte, könne sich zur Wahl stellen, so Stechl.