Vor wenigen Wochen hat Bertelsmann die Gründung einer sogenannten Content Alliance angekündigt, die die Zusammenarbeit aller Inhaltegeschäfte koordinieren soll (DWDL.de berichtete) - einer Fusion von Gruner + Jahr und RTL hat Bertelsmann-Chef Thomas Rabe jetzt allerdings im "Spiegel" eine Absage erteilt. Auf die Frage, ob die einzelnen Mediengattungen dauerhaft in ihren Geschäftseinheiten bestehen bleiben, sagte Rabe: "Defnitiv. Aber wir versprechen uns einen erheblichen Wettbewerbsvorteil, wenn wir intern stärker kooperieren."
Es gebe viele Möglichkeiten, eng zusammenzuarbeiten, so Rabe. "Das wollen wir nun systematisieren, aber keine Kooperationspflicht einführen. Kein anderes deutsches Medienhaus verfügt über ein vergleichbares Angebot. Ich schätze, dass wir mittelfristig 10 bis 15 Prozent unserer Inhalte gemeinsam über die Bertelsmann Content Alliance produzieren." So habe RTL Radio Deutschland vor wenigen Tagen eine zentrale Audioplattform für Deutschland angekündigt. "Auch mit Nena hat das bereits gut funktioniert. Sie ist als Sängerin bei unserer Musiktochter BMG unter Vertrag, mittlerweile haben wir mit ihr zusätzlich ein Buch, Zeitschriften und mehrere Fernsehsendungen gemacht."
Das Chefredakteursprinzip werde jedoch nicht infrage gestellt. "Nur müssen wir realistisch sehen, in welchen Zeiten wir leben", sagte Thomas Rabe im "Spiegel"-Interview. "Wir brauchen künftig noch ganz andere Kooperationen, um im Wettbewerb bestehen zu können." Der Bertelsmann-Chef zeigte sich davon überzeugt, auch Dritte in das Werbebündnis, die Ad Alliance, aufnehmen zu müssen. "Die Macht von Google und Facebook im deutschen Werbemarkt ist inzwischen so groß, dass wir nicht mehr in unseren alten Mediensilos denken können."
Auch beim Thema Video-on-Demand sei man offen für neue Partner. "Wenn wir weiterhin nur versuchen, unsere Geschäfte allein zu betreiben, und uns von der traditionellen Konkurrenz abgrenzen, schaufeln wir unser eigenes Grab", betonte Rabe und stellte wenig später die Frage: "Macht es wirklich Sinn, dass RTL, ProSiebenSat.1 und die Öffentlich-Rechtlichen ihre eigenen Videoplattformen betreiben? Mir scheint: Über kurz oder lang müssen wir in der einen oder anderen Form kooperieren. Wir sind da jedenfalls offen."