ProSiebenSat.1 hat am Donnerstagmorgen seine Geschäftszahlen für das vorangegangene Jahr 2018 vorgelegt. Und sie fielen wie erwartet schwach aus: Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 4,009 Milliarden Euro - was allerdings unter anderem auf die Veräußerung des Reise-Geschäfts zurückzuführen ist. Bereinigt um Konsolidierungseffekte, gab es ein ganz leichtes organisches Umsatzwachstum um 1 Prozent.
Das ist vor allem der guten Entwicklung im Produktionsgeschäft - hier gab es ein Umsatzwachstum um 6 Prozent - sowie im Bereich Commerce - hier gab es ein organisches Wachstum von 16 Prozent - zu verdanken. Das Segment Entertainment verzeichnete hingegen einen um vier Prozent gesunkenen Außenumsatz. Da spielten zwar auch die Entkonsolidierung von maxdome und des Online-Fitness-Anbieters 7NXT eine Rolle, vor allem war es aber die enttäuschende Entwicklung der Werbeeinnahmen. Interessant: ProSiebenSat.1 weist diesmal eine "Total Video Viewtime" aus - also die Zeit, wie lange Video-Inhalte von ProSiebenSat.1 über alle Kanäle hinweg, ob linear oder on demand, gesehen wurden. Die digitale Reichweite sei um 60 Prozent gestiegen, was die rückläufige Sehdauer im linearen Fernsehen aber nicht ganz kompensieren konnte. So sank die "Total Video Viewtime" leicht von 1.083 Milliarden auf 1.078 Milliarden Minuten.
Obwohl man sich vom Reise-Geschäft wie erwähnt getrennt hat, stieg dadurch der Anteil des Nicht-Werbegeschäfts an den Gesamt-Umsätzen noch leicht auf nun 44 Prozent an. Der bereinigte Konzernüberschuss (Net Income) ging wie der Umsatz ebenfalls leicht um 2 Prozent auf 541 Millionen Euro zurück, das bereinigte EBITDA um 4 Prozent auf 1,01 Milliarden. Die EBITDA-Marge blieb damit bei über 25 Prozent.
Für dieses Jahr erwartet ProSiebenSat.1 nun wieder einen Umsatz-Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich - zumindest sofern der deutsche Werbemarkt stabil bleibt oder allenfalls leicht sinkt. Eine echte Prognose traut man sich hier weiterhin nicht zu und spricht von einer "sehr geringen Visibilität". Der Januar und Februar seien "ordentlich" verlaufen, im Monat März liege das Werbegeschäft voraussichtlich unter dem Vorjahresmonat, auch aufgrund des späten Ostertermins - weshalb man auch fürs gesamte erste Quartal erneut rückläufige Werbeerlöse erwartet. Die Segmente Content Production & Global Sales und Commerce sollen hingegen auch im ersten Quartal weiter im zweistelligen Prozentbereich wachsen und auch im Gesamtjahr deutlich zulegen.
Die erhöhten Investitionen etwa in lokale Eigenproduktionen im Entertainment-Bereich werden allerdings in diesem Jahr den Gewinn voraussichtlich drücken. Insbesondere für das zweite und dritte Quartal erwarte man "ausgeprägte Ergebnisrückgänge", fürs Gesamtjahr 2019 belaufe sich der auf Ebene des adjusted EBITDA auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Die Investitionen in das aufgebohrte 7TV, das im Sommer unter neuem Namen gemeinsam mit Discovery an den Start gebracht werden soll, werden das Netto-Ergebnis ebenfalls negativ beeinflussen. Gemeinsam wollen beide Partner hier in diesem Jahr bis zu 100 Millionen Euro investieren, im Adjusted EBITDA soll sich das bei ProSiebenSat.1 aber mit maximal 30 Millionen Euro negativ niederschlagen.
Im November hatte ProSiebenSat.1 zudem angekündigt, seine Verträge mit US-Studios zu überprüfen, was nun abgeschlossen sei. Hier habe man die Entscheidung getroffen, einen Teil seiner US-Programme an 7TV subzulizenzieren und "bestimmte US-Fiction-Programmtitel", die nicht näher benannt wurden, nicht mehr auf den Sendern der Gruppe auszustrahlen. Ursprünglich war von einer Abschreibung von bis zu 400 Millionen Euro die Rede, nun beläuft sich der Aufwand im Programmvermögen auf 354 Millionen Euro. Rechnet man bereits geleistete Anzahlungen und gegenläufige positive Steuereffekte gegen, soll das Ergebnis mit weniger als 70 Millionen Euro belastet werden.
Wie angekündigt fällt zudem auch die Dividende geringer aus. Hier wurde die bisherige Strategie geändert: Statt wie bislang 80 bis 90 Prozent des Adjusted Net Income an die Aktionäre auszuschütten, sind es nun nur noch 50 Prozent, damit mehr Mittel im Konzern verbleiben, die in künftiges Wachstum investiert werden können. Die Dividende sinkt daher in diesem Jahr von 1,93 auf 1,19 Euro je Aktie, so zumindest der Vorschlag des Vorstands.
Konzernchef Max Conze: "2018 war kein Jahr, mit dem wir zufrieden sein können, da wir die Schwäche im TV-Werbegeschäft noch nicht ausreichend mit dem Wachstum im Digital- und Commerce-Bereich ausgleichen konnten. Dennoch haben wir die essentielle Transformation zu einem digitalen, diversifizierten Entertainment- und Commerce-Champion angestoßen – und der Start ins Jahr 2019 zeigt erste Fortschritte: Die Anzahl der Total Video Views steigt, aktuell sind unsere TV-Zuschauermarktanteile dank starker lokaler Erfolgsformate die besten seit 2016. Das digitale und smarte Werbegeschäft, die NuCom Group und Red Arrow Studios wachsen alle zweistellig. Wir haben ein starkes Team aufgebaut und sind schneller in der Umsetzung geworden. Auf der anderen Seite ist der zugrundeliegende TV-Werbemarkt nach wie vor schwer zu prognostizieren – Januar und Februar entwickelten sich ordentlich, März wird vorrausichtlich schwach. Jetzt liegt unser voller Fokus auf dem erfolgreichen Launch unserer neuen Streaming-Plattform mit Discovery in diesem Sommer sowie darauf, lokale Inhalte, Total Video Views, unsere Total- und Smart-Reach sowie adressierbare Werbeprodukte auszubauen. Und wir werden das Wachstum und die Größe unserer NuCom-Commerce-Champions weiter vorantreiben. Transformation ist nie einfach – aber ich bin zuversichtlich, dass wir mit unserer Strategie, der Leidenschaft unserer Mitarbeiter und vor allem unserem Willen weiterhin an der Spitze bleiben und gewinnen werden."