Die Türkei hat sich in den vergangenen Jahren wahrlich nicht als Hüter der Pressefreiheit hervorgetan. Viele europäische Journalisten mussten das Land verlassen, nachdem ihnen die Behörden die Akkreditierung verweigert oder nicht verlängert hatten. Nun ist auch das ZDF Opfer dieser Praxis geworden: Wie der Sender mitgeteilt hat, wurde die "fristgerecht beantragte Verlängerung der Pressekarte" von Jörg Brase abgelehnt.
Brase leitet das ZDF-Studio in Istanbul, das nicht nur für die Türkei-Berichterstattung zuständig ist, sondern auch für die Berichte über den Iran und Afghanistan. Eine Begründung für die Ablehnung wurde dem Sender demnach nicht mitgeteilt. Man stehe derzeit in einem "engen Kontakt mit dem Auswärtigen Amt", heißt es vom ZDF.
Bettina Schausten, stellvertretende ZDF-Chefredakteurin, sagt zu dem Vorgang: "Die Türkei entzieht dem ZDF damit die Möglichkeit der Berichterstattung. Das ist nach Jahrzehnten, in denen wir aus Istanbul über die Türkei berichten, vollkommen unverständlich. Das ZDF wird dagegen Widerspruch einlegen. Ich hoffe sehr, dass die türkischen Behörden ihre Entscheidung überdenken."
Jörg Brase ist erst seit dem 1. Januar 2018 Leiter des Istanbuler ZDF-Büros. Er folgte damals auf Luc Walpot, der seit 2012 für das ZDF aus dieser Region berichtet hatte und damals nach Mainz zurückkehrte. Für Brase ist die Türkei nicht die erste Auslandsstation, zwischen 2009 und 2017 war er Leiter des ZDF-Studios in Nairobi. Anfang des Jahrtausends meldete er sich für die aktuelle Berichterstattung von den Kriegen jeweils aus Afghanistan und dem Irak.