Bei der Mediengruppe DuMont prüft man derzeit offenbar einen Verkauft sämtlicher Zeitungen, das berichtet Medienjournalistin Ulrike Simon im Branchenblatt "Horizont". Simon beruft sich auf Unterlagen, mit denen DuMont die Goetzpartners Corporate Finance GmbH beauftragt hat. Goetzpartners soll von möglichen Interessenten unverbindliche Angebote einholen. Gegenüber "Horizont" sagt eine Sprecherin, man kommentiere keine Gerüchte. Eine DWDL.de-Anfrage blieb bislang noch unbeantwortet.

Bei einem so heiklen Thema kann man wohl davon ausgehen, dass etwas an dem Bericht dran ist. Würde DuMont noch hinter den Zeitungen stehen, hätte man direkt stark dementiert. Laut "Horizont" soll der Verkauf nicht nur Titel wie "Kölner Stadt-Anzeiger", "Express", "Berliner Zeitung", "Berliner Kurier", "Mitteldeutsche Zeitung" und "Hamburger Morgenpost" betreffen, auch alle Druckereien und sämtliche Anzeigenblätter stehen demnach zur Disposition.

Sollte sich DuMont tatsächlich von diesem Geschäftszweig trennen, wäre das nicht nur eine einschneidende Entscheidung für den Konzern, sondern auch das Ende einer Ära in der Medienbranche. Die Mediengruppe DuMont gilt als eines der renommiertesten Zeitungsverlage in Deutschland, zuletzt haben die schlechten Nachrichten aber immer mehr zugenommen. So wird das Unternehmen über kurz oder lang das Bundesgesetzblatt verlieren, im September 2018 war man vom Kartellamt zudem zu einer Millionen-Geldstrafe verdonnert worden (DWDL.de berichtete). In der Vergangenheit hat es immer wieder Sparmaßnahmen gegeben, die Print-Krise hat auch vor DuMont nicht Halt gemacht. Zuletzt arbeitete man mit Madsack eng zusammen und gründete unter anderem eine gemeinsame Berlin-Redaktion. Schon damals schrieben Medien von einer "Kapitulation" von DuMont.

Verkauft DuMont tatsächlich seine Zeitungen und Druckereien, würden mit Business Information und Marketing Technology nur noch zwei Geschäftsbereiche bestehen bleiben. Im Bereich Marketing Technology bündelt DuMont derzeit seine Beteiligungen an der Cloud-Plattform Facelift, der Social Media Marketing Agentur Upljft und der "Smart-Content-Plattform" Censhare. Im Bereich Business Informationen hat man neben dem Bundesanzeiger auch den Deutschen Auftragsdienst (DTAD) und die Marken Reguvis und Validatis gebündelt.

Der DJV kritisiert die Pläne als "verlegerischen Offenbarungseid" und "weiteren Beleg für eklatantes Managementversagen in der Branche". Der DJV-Vorsitzende Frank Überall sagt: "Jetzt muss die Politik ihre Verantwortung für die Meinungsvielfalt und den Qualitätsjournalismus ernst nehmen. Die Privilegien, die die Verlage genießen, sind an die Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Aufgabe geknüpft. Ohne gesellschaftlichen Mehrwert keine Reduzierung der Mehrwertsteuer und kein Tendenzschutz!" Der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke nannte es "unerträglich, mit welcher Gleichgültigkeit die Gesellschafter des Unternehmens mit den Existenzen tausender Beschäftigter umgehen". Der Verlag müsse sich dringend zu seinem Kurs erklären.