Unter dem wohlklingenden Titel "Zukunftsprogramm Funke 2022" hat die Funke Mediengruppe eine umfassende Restrukturierung des Unternehmens angekündigt. So wird in NRW unter anderem die Ausgabe der "Westfalenpost" in Warstein eingestellt. Diese sei schon Jahre lang nicht mehr wirtschaftlich gewesen. Zudem wird die Druckerei in Essen geschlossen, davon sind mehr als 100 Mitarbeiter betroffen. Das Druckgeschäft soll künftig am Standort in Hagen gebündelt werden. Beide Druckereien waren bislang nur jeweils rund zur Hälfte ausgelastet. In Hagen sollen dadurch neue Arbeitsplätze entstehen, investieren will man zudem einen niedrigen, zweistelligen Millionenbetrag.
Darüber hinaus wird Funke in Braunschweig seine Wochenblattaktivitäten reduzieren, in Hamburg ist zudem eine zentrale Redaktion für alle Wochenblätter geplant. Bei der "Berliner Morgenpost" entfällt künftig das Kompaktformat, außerdem will man einen "effektiven Digitalkurs" prüfen. Das Service-Ressorts der Berliner Zentralredaktion wird ausgelagert, die Redakteursstellen in der Produktionen sollen ausgebaut werden. "Die Zentralredaktion ist für uns überaus wichtig, sie ist eine unüberhörbare publizistische Stimme in Deutschland geworden. Das wird auch so bleiben. Allerdings werden wir von Berlin aus künftig straffer und standardisierter die Regionaltitel beliefern" sagt Ove Saffe, Funke-Geschäftsführer für das Zeitungsgeschäft. Die Zentralredaktion war erst im Herbst 2015 gegründet worden (DWDL.de berichtete).
Veränderungen wird es auch in der Werbevermarktung von Funke geben, der radikale Wandel durch die Digitalisierung mache das nötig. Ziel sei eine "sinnvolle Zentralisierung bei gleichzeitiger Schaffung schlagkräftiger Teams vor Ort". Geschäftsführer Saffe bezeichnet die Neuaufstellung als "besondere Herausforderung". Saffe: "Wir müssen hier ganz neu denken und kommen leider nicht am Abbau von Stellen vorbei." Im Zuge dessen wird der Vertrieb ebenfalls zentralisiert, hinzu kommt die Neuaufstellung der kaufmännischen Bereiche.
Funke will mit den Veränderungen die Voraussetzungen für "weiteres Wachstum" schaffen und spricht von "agilen Strukturen", die man sich geben wolle. Durch die Kosteneinsparungen will man auch den Platz schaffen für nötige Investitionen. So will man künftig mehr Geld in digitale Projekte stecken. "Unsere Investitionen in journalistische Innovationen wie den Datenjournalismus und digitales Storytelling sind teuer und zahlen sich oft erst nach Jahren aus. Sie sind aber wichtig, um auch künftig Leserinnen und Leser für unsere Titel zu gewinnen", sagt Andreas Schoo, für digitale Aktivitäten verantwortlicher Geschäftsführer. "Und natürlich wollen wir uns auch die Möglichkeit offen halten, in die Übernahme von Produkten zu investieren, die zu unserem Regional- und Lokalportfolio passen."
In Hamburg sei laut Funke bereits im September 2018 damit begonnen worden, die redaktionellen Prozesse bei den Regionalzeitungen auf das User-First-Prinzip umzustellen. Die Redaktionen in Nordrhein-Westfalen starteten in der vorletzten Woche damit, die "Berliner Morgenpost" folgt im März, danach kommen die Titel in Braunschweig und Thüringen an die Reihe. Ove Saffe: "Die Ergebnisse sind sehr ermutigend, wir verzeichnen beim ‘Hamburger Abendblatt’ eine Steigerung der Digital-Abo-Abschlüsse um fast 300 Prozent seit Juli vergangenen Jahres. Auch in Nordrhein-Westfalen ist bereits nach wenigen Tagen eine dynamische Entwicklung nach oben erkennbar." Um die digitale Transformation zu forcieren, wurde unter Leitung von Dr. Ruth Betz und Carsten Erdmann die Stabsstelle Digitale Transformation eingerichtet.