Es ist ein runder Geburtstag, den der Deutsche Fernsehpreis in diesem Jahr feiert - zum 20. Mal fand die Verleihung am Donnerstagabend statt. Und anders als in den Jahren zuvor, erbarmte sich mit One zumindest ein Mini-Sender, die Gala zu übertragen, wenn auch nur am späten Abend aus der Konserve. Da passt es gut ins Bild, dass die Hälfte der Stifter fehlte. Während Sat.1-Chef Kaspar Pflüger und der scheidende RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann den Weg in die Düsseldorfer Rheinterrasse fanden, glänzten ZDF-Intendant und sein WDR-Kollege Tom Buhrow durch Abwesenheit, weil die Öffentlich-Rechtlichen einem "medienpolitischen Treffen" beiwohnten. Das Fernbleiben mutete auch deshalb kurios an, weil Buhrow die Branche in einer Großbotschaft dazu aufforderte, dem Fernsehpreis mehr Wertschätzung entgegenzubringen.
Dazu passte, dass wie schon in den vorigen Jahren viele Kategorien gar keinen eigenen Einspielfilm erhielten. Dass es dennoch ein einigermaßen unterhaltsamer Abend wurde, lag in erster Linie einmal mehr an Barbara Schöneberger, die diesmal Steffen Hallaschka zur Seite gestellt bekam und mit so manch frecher Spitze für etwas Abkühlung im überhitzten Düsseldorfer Saal sorgte. "Antonia Rados hätte mal herkommen sollen, hier hätte sie ihre Grippe rausschwitzen können", sagte sie etwa, als die RTL-Reporterin den Preis als beste Auslandsreporterin gewann, ihn aber krankheitsbedingt nicht persönlich entgegennehmen konnte. Und als der Preis für die beste Show-Ausstattung an "Das große Backen" ging, scherzte sie: "Große Backen kannte ich bislang nur im Zusammenhang mit Kim Kardashian."
In vielen Kategorien, in denen die Favoriten "Bad Banks" und "Das Boot" nominiert waren, setzten sich andere Produktionen durch - und die kamen diesmal überwiegend von der ARD. Ueli Christen erhielt den Preis für den besten Schnitt in "Gladbeck", Annette Focks bekam eine Auszeichnung für die beste Musik in "Die Freibadclique" und Martina Müller steuerte zusammen mit Jana Karen bei "Der große Rudolph" die beste Ausstattung bei. Eine Auszeichnung erhielt dann auch Autorin Mizzi Meyer für den "Tatortreiniger" - eine gute Entschädigung dafür, dass die jüngst beendete NDR-Serie in der Kategorie Beste Comedyserie der ProSieben- und Maxdome-Produktion "jerks" den Vortritt gewähren musste.
Ein weiteres Mal durfte auf Seiten der ARD gejubelt werden, als "Gladbeck" in der Kategorie Bester Mehrteiler mit einem Fernsehpreis bedacht wurde. Hier zogen der ZDF-Film "Ku'damm 59" und das Sat.1-Drama "Der Staatsfeind" den Kürzeren. "Ich habe so viele Probleme an der Hacke gehabt", sagte Produzentin Regina Ziegler mit Blick auf die Entstehung des sehenswerten Films. Am Ende wurden es also längst nicht die Festspiele für die favorisierten Produktionen "Das Boot" und "Bad Banks", die im Vorfeld die mit Abstand meisten Nominierungen erhalten hatten. Am Ende gab's für beide Serien aber jeweils zwei Preise, wobei sich "Bad Banks" als beste Dramaserie durchsetzte und auch Regisseur Christian Schwochow geehrt wurde.
Am Tisch von Sky und Bavaria Film konnte man sich letztlich über den Preis für die beste Kamera und die Auszeichnung von Vicky Krieps als beste Schauspielerin freuen. Als bester Schauspieler wurde Albrecht Schuch geehrt, der nicht nur für "Der Polizist und das Mädchen" und "Kruso" vor der Kamera stand, sondern auch für "Gladbeck". Unterm Strich erhielt der ARD-Zweiteiler also gleich drei Fernsehpreise und wurde damit überraschend zum Star des Abends. Beachtlich: In allen Kategorien, in denen "Gladbeck" nominiert war, gab es letztlich auch die Trophäe.
Ohnehin war dieser Donnerstagabend ein Abend der ARD-Festspiele, weil auch noch "Inas Nacht" und "Kroymann" Fernsehpreise einheimsten. Abseits davon wurde Sat.1-Star Luke Mockridge als bester Moderator geehrt - und wie das so oft bei Preisverleihungen der Fall ist, konnte er auch diesmal wieder nicht den Preis persönlich entgegennehmen, weil er mit seinem Bühnenprogramm unterwegs war. Für Mockridge war es bereits die zweite Fernsehpreis-Ehrung in Folge, nachdem er vor einem Jahr schon für seine Late-Night-Show ausgezeichnet worden war.
Im vierten Anlauf gab's dann auch einen Preis für die RTL-Show "Let's Dance", die sich in der Kategorie Beste Unterhaltung Primetime gegen "Ninja Warrior" und "Wer weiß denn sowas? XXL" durchsetzte. Im zweiten Anlauf setzte sich darüber hinaus Jenke von Wilmsdorff für all seine unterschiedlichen Formate im Bereich Besten Infotainment durch. Jubeln durfte zudem Horst Lichter, dessen ZDF-Trödelshow immerhin schon zum zweiten Mal in der Factual-Entertainment-Kategorie nominiert war und diesmal die beiden Vox-Formate "First Dates" und "Ich, einfach unvermittelbar?" in die Schranken wies. Der Kölner Privatsender blieb damit ebenso ohne Auszeichnung wie Turner - und das, obwohl sich mit "Arthurs Gesetz" und dem Vorjahres-Abräumer "4 Blocks" gleich zwei TNT-Produktionen im Fernsehpreis-Rennen befanden.
In der Endabrechnung hatte die ARD die Nase vorn, gefolgt vom ZDF, das neben der Dramaserie "Bad Banks" auch in der zweiten Königskategorie, dem Fernsehfilm als Sieger nach Hause ging. Hier traf "Aufbruch in die Freiheit" den Nerv der Jury um Wolf Bauer. ProSiebenSat.1 ging unterdessen mit insgesamt vier Auszeichnungen als erfolgreichste private Sendergruppe aus dem Abend hervor - jubeln durfte hier auch ProSieben Maxx, das kurz vor dem Super Bowl den Deutschen Fernsehpreis für seine beliebten "ran NFL"-Übertragungen bekam.
Beendet wurde der Abend durch Entertainer Jürgen von der Lippe, der in seiner Dankesrede noch einmal daran erinnerte, dass das Durchschnittsalter der Ehrenpreis-Gewinner seit 2008 bei unter 40 Jahren lag, weil im Jahr 2010 die Fußball-Nationalmannschaft samt Betreuern die Auszeichnung erhielt. "30 Leute gegenüber zehn Alten - und das drückt den Schnitt", sagte von der Lippe und keineswegs tief, als er sagte, er habe immer viel von sich gehalten. "Aber ich wusste nicht, dass ich so ein famoses Haus bin." Übergeben wurde der Ehrenpreis an ihn übrigens in Anlehnung an "Donnerlippchen" vom "Prominenten im Sack", genauer gesagt von Eckart von Hirschhausen, dessen Karriere einst als Kandidat bei "Geld oder Liebe" begann. Nach über drei schweißtreibenden Stunden sprach von der Lippe schließlich die erlösenden Worte: "Jetzt kann ich endlich auch anfangen zu saufen."
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