Erst am Donnerstag hatte der WDR Ungereimtheiten bei drei Dokus seiner Reihe "Menschen hautnah" eingeräumt und eine umfassende Untersuchung angekündigt (DWDL.de berichtete). Einen Tag später gibt es schon die ersten Konsequenzen. So hat WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni angekündigt, dass man die zuständige Autorin in Zukunft nicht mehr beauftragen werde. "Das Vertrauensverhältnis zur Autorin ist zerstört", sagt Ehni.
Bei den beanstandeten Filmen handelt es sich um die Dokus "Heimlich Liebe" aus dem November 2014, dem Follow-up "Liebe ohne Zukunft? Heimliche Affären und ihre Folgen" aus dem Dezember 2016, das im November 2018 wiederholt wurde, sowie der Doku "Ehe aus Vernunft", die erstmals am 10. Januar dieses Jahres gezeigt wurde. Nun heißt es vom Sender: In "Ehe aus Vernunft" sei die echte Beziehungsgeschichte des Paares Sascha und Tanja in "unzulässiger Weise" zugespitzt worden. Die Gefühlslage sei "verzerrt dargestellt" worden. Der Film sei daher nun aus der Mediathek entfernt worden. Interessierte Journalistin können ihn jedoch weiterhin im Pressebereich des Senders ansehen.
Bereits am Donnerstag wurde klar, dass weitere Protagonisten der Dokus über eine Komparsen-Webseite gewonnen wurden. "Diese Vorgehensweise ist für ein dokumentarisches Format wie 'Menschen hautnah' nicht akzeptabel", erklärte die Chefredakteurin des Senders. Darüber hinaus gab es Fehler bei Jahreszahlen und Altersangaben, auch wurde nicht deutlich gemacht, dass die Protagonisten unter einem Pseudonym in der Sendung auftraten. Man wolle nun die Maßnahmen zur Qualitätssicherung für die Sendereihe "Menschen hautnah" ausbauen. Konkret sollen das Vieraugen-Prinzip und die Gegenrecherche ausgeweitet werden, hinzu kämen präzisere Kriterien für die Protagonistensuche als bislang.
Ellen Ehni sagt: "Wir müssen dafür Sorge tragen, unseren eigenen hohen Standards zu entsprechen. Uns zeichnet gerade aus, dass auch emotionale Geschichten durch und durch authentisch sind. Das ist mein und unser journalistisches Selbstverständnis - und das gilt natürlich für jeden einzelnen Film."