Das Nutzerwachstum von Netflix hält an: Zum Jahresende 2018 zählte der Streamingdienst 139 Millionen zahlende Kunden, das hat Netflix am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitgeteilt. Im letzten Quartal des Jahres stieg die Anzahl der zahlenden Abonnenten um 8,8 Millionen, 1,5 Millionen davon entfallen auf die USA, die anderen 7,3 Millionen kamen im Rest der Welt hinzu. Der was konkrete Zuschauerzahlen angeht sonst sehr verschwiegene SVoD-Dienst nannte im Zuge der Veröffentlich der Geschäftszahlen dann aber doch ein paar interessante Fakten.
So sei der Film "Bird Box" mit Schauspielerin Sandra Bullock in den ersten vier Wochen von mehr als 80 Millionen Nutzerkonten gesehen worden. Das spanische Netflix-Original "Elite" soll bereits in 20 Millionen Haushalten gesehen worden sein und die britische BBC-Miniserie "Bodyguard" soll auf zehn Millionen kommen. Netflix hat schon vor einiger Zeit damit begonnen, besonders große Erfolge auch mit Zahlen zu untermauern. In Sachen "Bird Box" hatten die Marktforscher von Nielsen zuletzt eigene Berechnungen aufgestellt, die dem Film ebenfalls großen Erfolg bescheinigten. Nach wie vor arbeitet Netflix aber nicht mit Nielsen zusammen, zu 100 Prozent unabhängig überprüfbar sind die Daten von Netflix damit nicht.
Neben den Nutzerzahlen stiegen auch die Erlöse des Unternehmens: Im Schlussquartal setzte Netflix 4,2 Milliarden Dollar um, das waren rund eine halbe Milliarde Dollar mehr als ein Jahr zuvor. Der Gewinn sank gleichzeitig allerdings um rund 28 Prozent auf 134 Millionen Dollar. Während der Umsatz damit hinter den Erwartungen der Börsianer zurückblieb, lag der Gewinn, trotz des Rückgangs, darüber. Im gesamten Jahr 2018 kam Netflix auf einen Umsatz in Höhe von 15,8 Milliarden Dollar, der Gewinn lag bei 1,2 Milliarden Dollar, das ist zumindest die offiziell ausgewiesene Größe. De facto gibt Netflix aber noch immer deutlich mehr Geld aus als es einnimmt, wie ein Blick auf den Cash Flow zeigt. Die Ausgaben überstiegen die Einnahmen im letzten Jahr um drei Milliarden Dollar.
Bei den Anlegern an der Börse kamen die von Netflix vorgelegten Zahlen nicht gut an, der Aktienkurs des Unternehmens ging um einige Prozent zurück. Vor einigen Tagen war der Kurs allerdings auch aufgrund der Ankündigung, in den USA die Preise anzuheben, deutlich gestiegen. In der Regel wurde das Netflix-Abo kurz danach auch in den anderen Märkten teurer. Für seine Expansion hat Netflix viele Schulden aufgenommen und will an dieser Strategie vorerst auch nichts ändern. Das soll auch durch höhere Preise finanziert werden, bislang hat das dem Wachstum des Unternehmens nicht geschadet.
Der Streamingmarkt ist zunehmend umkämpft, viele große Player wie Disney und Warner haben zuletzt eigene Angebote angekündigt. Gegen diese Konkurrenz muss sich auch Netflix wappnen - CEO Reed Hastings sieht das allerdings ein wenig anders. In einem Analysten-Call erklärte er: Man konkurriere mit so vielen Unternehmen, HBO und Disney würden da nur eine Randnotiz spielen. Als weitere Konkurrenten sieht Hastings Spieleanbieter, ganz konkret nennt der Netflix-Chef das seit eineinhalb Jahren sehr erfolgreiche Game Fortnite. Aufgrund der Vielzahl an Konkurrenten würden einzelne neue Dienste nicht so sehr ins Gewicht fallen. Für Netflix gehe es darum, starke Inhalte zu liefern, damit die Nutzer weiter möglichst viel Zeit auf der Plattform verbringen würden.
Doch haben die neuen Angebote von großen Medienkonzernen ja ganz konkrete Auswirkungen: Disney etwa zog bereits viele seiner Inhalte von Netflix ab. Content-Chef Ted Sarandos sieht aber auch das nicht als großes Problem. Man habe den Trend bereits vor Jahren erkannt und investiere entsprechend in Eigenproduktionen, diese würden auch immer mehr gesehen und die eingekauften Inhalte bald überholen. Ausgenommen seien hier herausragende Serien wie "Friends", "The Office" oder "Grey’s Anatomy" - aber auch diese dürften langfristig in allen Netflix-Märkten wegfallen. In Deutschland ist von den drei Serien derzeit nur "Friends" bei Netflix zu sehen. Dominiert würden die Top 50 aber schon heute von eigenproduzierten Inhalten, so Sarandos.