Der MDR hat die Vorwürfe seiner ehemaligen Moderatorin Katrin Huß zurückgewiesen. Fast 18 Jahre hatte Huß die Sendung "Hier ab vier" sowie das Nachfolge-Format "MDR ab 4" präsentiert, ehe sie 2016 ihren Abschied erklärte - "aus persönlichen Gründen", wie es damals hieß. In ihrem Buch, aber auch in einem Interview mit dem Schlagerradio B2, warf sie ihrem langjährigen Arbeitgeber jüngst vor, für die Aussagen ihrer Gäste im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise und Pegida verantwortlich gemacht worden zu sein.
"Ich hatte das Gefühl, es ist genauso wie zu DDR-Zeiten", sagte Huß in dem Interview und erklärte, sie sei dazu genötigt worden, ihre Talkgäste zu derartigen Themen zu befragen. "Ich hatte oft das Gefühl, dass viele Gäste, gerade Schlagersänger oder Schauspieler, gar nicht wollten, dass sie ihre Meinung live auf Sendung kundtun. Und ich sollte das Ganze in eine bestimmte Richtung lenken, so wie es der MDR gerne hätte." Dafür habe sie sich jedoch verbiegen müssen, erklärte die Moderatorin. "Da hatte ich übelste Bauchschmerzen."
Für Ärger sorgte offenbar nicht zuletzt ein Gespräch mit dem Psychiater Hans-Joachim Maaz, der in der Sendung aus seiner Sicht über die Schattenseiten der Migrationspolitik redete. Sie habe sich dabei "absolut neutral verhalten" und sei später von der Redaktion dafür kritisiert worden, ihn so sprechen zu lassen, betonte Huß im B2-Interview. "Erwartet nicht von mir, dass ich der Diskussionspartner bin", habe sie den Kollegen gesagt. "Da müsst ihr einen zweiten Gast einladen und dann kann ich die Diskussion leiten und lenken." Anschließend habe sie Spießruten durch den Sender laufen müssen.
Der MDR gab indes zu verstehen, die Aufassung seiner früheren Moderatorin nicht zu teilen. "Die Vorwürfe, die Frau Huß in ihrem Buch und verschiedenen Interviews dem MDR gegenüber äußert, wurden sorgsam geprüft", erklärte der Sender in den sozialen Netzwerken. "Ein Interview 'im Sinne des MDR' zu führen, bedeutet ein professionelles, journalistisch sauberes, glaubwürdiges und leidenschaftlich gutes Programm zu machen", hieß es. "Keinesfalls steht es für politisch gelenkte Arbeit oder gar Zensur. Dieser Vorwurf wird klar zurückgewiesen."
Meinungsvielfalt sei dem MDR wichtig und sie sei "ausdrücklich erwünscht". Das Interview mit Maaz sei dafür ein "klarer Beleg", so der MDR weiter. "Und wenn die Auftritte von Frau Huß einen demokratischen Diskurs und einen konstruktiven Meinungsaustausch über den Journalismus und die gesellschaftliche Stimmung in Deutschland anregen, dann können wir das nur befürworten."