Eine Überraschung ist die Meldung nun wirklich nicht mehr, besiegelt sie doch nur offiziell, was bereits seit Tagen berichtet wird: Die Deutsche Telekom und die Deutsche Fußball Liga (DFL) haben eine Einigung im seit Monaten schwelenden Streit um die Bundesliga-Übertragungen ab der kommenden Saison erzielt und damit Premiere-Chef Koflers letzte Hoffnungen auf eine Fortführung der Liga-Übertragungen auch via Satellit und Kabel zerschlagen.
Premium-Partner statt Premiere: Die Telekom wird Ligasponsor
So wird die Telekom die erworbenen Internet-Rechte ausschließlich für die Ausstrahlung über die Highspeed-Netzinfrastruktur der T-Com nutzen, nicht aber über TV-Kabel und Satellit, wie bis zuletzt Premiere-Chef Kofler optimistisch verkündet hatte. Den Anspruch darauf ließ sich die Deutsche Telekom offenbar mit dem Angebot der Premium-Partnerschaft bzw. der Perspektive auf das Liga-Sponsoring "abkaufen", an das sie nun um einiges günstiger als sonst gekommen sein dürfte.
Davon dass diese Einigung "trotz weiterhin unterschiedlicher Rechtsauffassungen" getroffen wurde, kann sich Premiere nun auch herzlich wenig kaufen. Über das neue VDSL-Netz der Telekom werden zunächst nur rund 3 Millionen Haushalte erreichbar sein - der größte Teil der Premiere-Kunden also nicht. Bis Mitte 2007 soll die technische Reichweite auf immerhin 13 Millionen Haushalte in 50 Städten gestiegen sein.
Nun wird die Telekom mit Beginn der Saison 2006/2007 "Premium-Partner" der Bundesliga. Als Ausdruck dieser Partnerschaft wird das Logo des Unternehmens unter anderem die Trikotärmel der 36 Clubs der 1. und 2. Bundesliga sowie die Auswechseltafeln zieren. Für die beiden darauffolgenden Spielzeiten erhält die Telekom eine Option das Liga-Sponsoring - dann könnte also tatsächlich die "Telekom-Bundesliga" kommen.
Arena wird im Gegenzug Internet-Rechte nicht weitergeben
Als Gewinner nach dem monatelangen Poker steht Arena da. Zwar muss man wohl oder übel ab der kommenden Saison ständig das Logo des Konkurrenten Telekom einblenden, doch die Exklusivität der TV-Ausstrahlungen via Satellit und Kabel bleibt gewahrt. Dementsprechend begrüßte Arena-Chef Bellmer die Einigung auch. Damit herrsche nun auch endgültig Klarheit für den Fußballfan.
Das einzige Zugeständnis von Arena ist, auf die Weitergabe des IP-Signals an Dritte zu verzichten, womit eine Konkurrenz zum IPTV-Angebot der Telekom hätte aufgebaut werden können. Ohnehin schien die Androhung dieses Vorhabens seitens Arena eher dazu gedacht gewesen zu sein, dem aus Sicht Arenas allzu forschen Auftreten von Telekom und Premiere etwas entgegenzusetzen.
DFL und Telekom zufrieden mit dem Deal
Auch wie ernst die Telekom es mit der angekündigten Ausstrahlung via Satellit und Kabel gemeint hat, darf leise bezweifelt werden. Mit der nun getroffenen Vereinbarung habe die Telekom jedenfalls "ihr angestrebtes Verhandlungsziel erreicht", so Telekom-Vorstand Walter Raizner. Durch die Einigung über die Übertragungswege seien die Voraussetzungen für eine zukunftsorientierte Entwicklung der Marktstrukturen geschaffen, so Raizner.
Liga-Präsident Werner Hackmann bezeichnete die Premium-Partnerschaft als "wichtigen Schritt für die Weiterentwicklung des deutschen Profifußballs" und Kooperation im Interesse der Fans, der Liga und deren Partner. Nach dem Ausschreibungsprozess, der durch offenbar nicht eindeutige Formulierungen und der Doppelvergabe von Rechten zu monatelanger Unsicherheit geführt hat, zieht Hackmann dennoch ein positives Fazit: Die Fans würden neben attraktiven Live-Angeboten auch weiterhin Bundesliga-Fußball im Free-TV sehen können, die Medienpartner würden über attraktive Rechte verfügen und die Liga erhalte einen Rekorderlös.
Nachschlag: Telekom erhält Mobilfunkrechte, Arena die "Sportsbar-Rechte"
Am späten Nachmittag gab die Deutsche Fußball Liga schließlich noch die Ergebnisse der zweiten Teilausschreibung bekannt, in der unter anderem die Mobilfunk- sowie die Public Viewing-Rechte vergeben wurden. Und die strahlenden Gewinner vom Mittag änderten sich nicht: Die Telekom erhielt die Mobilfunkrechte - wohl auch als Teil der Gegenleistung für den Verzicht auf die Ausstrahlung via Satellit und Kabel. Arena erhielt den Zuschlag bei den Public Viewing-Rechten, auch als "Sportsbar-Rechte" bekannt.
Damit darf Premiere künftig auch in den rund 13.000 "Premiere-Sportsbars" keine Livebilder der Bundesliga mehr zeigen, obwohl der Sender auch um diese Rechte mitgeboten hatte. Ein zweites Mal stach Arena somit Premiere aus - und setzte den Negativschlagzeilen für den Bezahlsender somit noch die Krone auf.
Darüberhinaus wurden auch noch die TV-Nachverwertungsrechte vergeben. Sie gingen an - fast alle: Die dritten Programme der ARD, ZDF, DSF, RTL, ProSiebenSat.1 und n-tv sicherten sich hier Rechte. Die Video/DVD-Rechte sicherte sich das Unternehmen Sportainment, SportsAnalytics erwarb Rechte für Spiel- und Spieleranalysen.