Schon die Zusammenarbeit zwischen ARD und Sky bei "Babylon Berlin" hat gezeigt, dass heutzutage bisweilen ungewöhnliche Kooperationen nötig sind, um große Stoffe auf den Bildschirm zu bringen. Dieses Prädikat trifft gewiss auch auf die von Constantin Film produzierte "Parfum"-Serie zu, die ab Mitte November bei ZDFneo und parallel dazu in über 200 Ländern bei Netflix zu sehen sein wird. Dass das ZDF sämtliche Folgen zudem in seiner Mediathek bereitstellt und die Serie Anfang 2019 zusätzlich im Hauptprogramm ausstrahlen wird, ist dabei wohl durchdacht.
"Wir haben zwar das größte Publikum, müssen aber mit Bedauern feststellen, dass unser Publikum recht alt ist. Gleichzeitig haben wir als Sender eine Verpflichtung, auch für die Jüngeren etwas zu machen", sagte ZDF-Redaktionsleiter Günther van Endert am Samstagabend in Köln, wo im Rahmen des Cologne Film Festivals erstmals gleich drei Folgen der Serie zu sehen waren. Ziel der Programmierung bei ZDFneo und in der Mediathek sei es, an ein Publikum heranzukommen, "das wir alten Sender sonst nicht mehr haben".
Die Programmierung von "Parfum" habe eine Vorbildfunktion, man wolle das in Zukunft auch bei anderen Serien so handhaben. Dass letztlich sowohl die Bedürfnisse von ZDF und Netflix gleichermaßen bedient werden konnte, hängt indes nach Ansicht von Produzentin Sarah Kirkegaard auch mit dem Stoff zusammen. "Wir haben etwas auf den Tisch gebracht, womit alle Beteiligten sehr viel anfangen konnten. Das ist ein großer Glücksfall", erklärte Kirkegaard in Köln im Gespräch mit DWDL.de-Chefreporter Torsten Zarges. "Aber es lag auch in unserer Verantwortung zu liefern."
Regisseur Philipp Kadelbach, Produzentin Sarah Kirkegaard, Autorin Eva Kranenburg, Günther van Endert (ZDF), Petra Müller (Film- und Medienstiftung NRW), Produzent Oliver Berben
Das ist, nach allem, was man bislang sehen konnte, gelungen. "Parfum" zieht zwar den Bestseller von Patrick Süskind als Inspiration heran, erzählt letztlich aber eine komplett eigene Geschichte. Das war auch einer der Gründe dafür, weshalb der mit dem Emmy ausgezeichnete Regisseur Philipp Kadelbach letztlich gewonnen werden konnte. "Man sucht sich seine Stoffe immer nach der Lektüre des Drehbuchs aus und die Bücher waren einfach in einer sehr guten Qualität", sagte Kadelbach.
Verantwortlich dafür zeichnet die Autorin Eva Kranenburg, die bislang noch noch keine lange Blockbuster-Liste aufzuweisen hat und "Parfum" trotz eines 40-Stunden-Jobs als Psychologin zu Papier brachte. "Ich musste deshalb leider sehr früh aufstehen, um das zu schreiben", erklärte Kranenburg. Für sie ist "Parfum" schon jetzt ein Erfolg, denn Constantin Film hat die Autoren exklusiv unter Vertrag genommen. Als Einschränkung sieht sie das nicht. "Ich habe nur Freiheit erlebt, was in der Stoffentwicklung sehr selten ist. Es gab inhaltlich fundierte Kritik, aber nie Vorschriften, wie es zu sein hat. Daher ist diese Bindung Freiheit."