Foto: PremiereSchon länger zeigte Premiere-Chef Georg Kofler äußerst zuversichtlich, dass Premiere seinen Kunden auch in der kommenden Saison Live-Übertragungen der Fußball-Bundesliga bieten kann. Als Partner kam dazu nur die Deutsche Telekom, die im Besitz der Internet-Rechte ist, in Frage. Heute verkündeten die beiden Unternehmen tatsächlich den Vollzug.

Im Rahmen einer strategischen Zusammenarbeit hat die Deutsche Telekom entsprechende Sublizenzrechte für Übertragungen im IP-Standard an Premiere für die kommenden drei Saisons vergeben. Anders als in den letzten Tagen spekuliert, wird das IPTV-Angebot nicht via Kabel oder Satellit, sondern nur via DSL zu empfangen sein. Premiere verantwortet die Bundesliga-Sendungen redaktionell und medienrechtlich, zu empfangen ist das neue Angebot über IPTV-Receiver. Es ist längst keine Ideal-Lösung für Georg Kofler, aber der letzte Weg nach großspurigen Versprechen doch noch irgendwie die Bundesliga bei Premiere zu halten.

Technische Hürde: Hochgeschwindigkeitsnetz erst im Aufbau

Gemeinsam wollen die neuen Partner vor allem das interaktive Fernsehen vorantreiben. Das ist allerdings nur über die neuen Hochgeschwindigkeits-Netze zu realisieren. Die technische Reichweite dieser vDSL-Anschlüsse soll Ende Juni bei rund 3 Millionen Haushalten liegen, bis Mitte 2007 auf 13 Millionen Haushalte in 50 deutschen Städten ausgeweitet sein, so die Telekom-Aussage bei der Pressekonferenz in München. Allerdings könne das normale, lineare TV-Angebot möglicherweise auch über die normalen schnelleren DSL-Leitungen realisiert werden, dann allerdings ohne interaktive Möglichkeiten. Premiere weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass bereits 50 Prozent der Premiere-Kunden über einen DSL-Anschluss verfügen - was auf der anderen Seite aber heißt, dass mindestens 50 Prozent der Kunden von dem neuen Angebot gänzlich ausgeschlossen sind.

Foto: Deutsche Telekom AGWie bisher wird Premiere alle Spiele der 1. Bundesliga einzeln sowie in der bekannten Premiere-Konferenz übertragen. Wie Arena zeigen auch Premiere und die Deutsche Telekom alle Spiele der 2. Bundeslliga einzeln. Das Bundesliga-Team bleibt größtenteils bis auf einzelne Mitarbeiter, die zu Arena abgewandert sind, unverändert. Trotz "unmoralischer Angebote von der Konkurrenz", wie Premiere-Chef Kofler es gewohnt angriffslustig formulierte. Als Chef-Kommentator ist weiter Marcel Reif an Bord.

Genauere Einzelheiten zum Angebot wollten Deutsche Telekom, T-Online und Premiere heute noch nicht bekanntgeben. Das Angebot wird aber auf jedenfall von T-Online unter der Dachmarke T-Home vermarktet. Nötig für den Empfang ist ein IP-fähiger Receiver, eine Streaming-Set-Top-Box, notwendig. Im Angebot ist dabei der Receiver T-Home X300T, der die IP-Daten direkt auf dem Fernseher darstellen kann und zudem über einen Rückkanal für neue interaktive Anwendungen und Geschäftsmodelle - wie beispielsweise im Sportbereich Wetten - verfügt.

Neben dem Bundesliga-Angebot umfasst die Kooperation zwischen Premiere und der Telekom auch, dass das gesamte Premiere-Programm ab Sommer als IPTV-Angebot auf der Plattform T-Home von T-Online zu sehen sein wird. Auch hier legte Kofler am Freitag allerdings keine genaue Daten zu Preisen und Angeboten vor.

Kofler: "Weichenstellung von medienhistorischer Bedeutung"

Georg Kofler bezeichnete den Tag als "schönen und wichtigen Tag für Premiere". Gewohnt großspurig nannte er die neue Kooperation eine "Weichenstellung von historischer Bedeutung". Er sehe weiterhin "sehr zuversichtlich" in die Zukunft von Premiere. Die Kritik an IPTV erinnere ihn an die Kritik, die ihm bei einem von ihm in den 90er Jahren unterschriebenen Vertrag zwischen ProSieben und Astra häufig zu Ohren gekommen sei. Damals glaubte niemand an Satelliten-Fernsehen, "heute sind die Schüsseln überall". So werde es auch bei IPTV gehen. "Nur schneller", ergänzt Kofler.

Fakt ist aber an diesem Tag auch: Viele Premiere-Kunden können das neue Angebot nicht empfangen - und die Exklusivität ist dank Arena auch dahin. Dass das neue Angebot via IPTV realisiert wird, sieht Kofler aber nicht nur als Nachteil: "Wir sind zuversichtlich, dass Premiere via IPTV auch neue Zielgruppen erreichen kann", so der Premiere-Chef. Mit der HDTV-Verbreitung und diesem Deal bewegt sich Premiere damit immer mehr weg von einem einheitlichen Produkt auf allen Plattformen. Kabelkunden in NRW und Hessen können kein HDTV-Angebot aus Unterföhring empfangen und sämtliche Kabel- und Satellitenhaushalte haben von dem jetzt beschlossenen Deal auch keinen Vorteil: Sie sehen ab Sommer keine Bundesliga mehr bei Premiere - wenn sie nicht teuer umrüsten.

Keine Aufregung bei Arena: "Für uns hat sich nichts geändert"

Foto: ArenaArena-Programmchef Jocic zeigte sich in einer Stellungnahme gegenüber N24 gelassen. Was heute verkündet wurde, berühre Arena nicht. "Für uns hat sich nichts geändert", so Jocic in einem Telefoninterview mit dem Nachrichtensender. Die Telekom habe lediglich bekanntgegeben, ihre Rechte im vereinbarten Rahmen zu nutzen.

Dann folgen Spitzen in Richtung Telekom und Premiere. IPTV erinnert Jocic an den Start von UMTS: "Wir reden von einer Technik, die es noch gar nicht gibt". Nur Arena werde ab 1. August Bundesliga live in Fernsehqualität zeigen. Am Ende dann noch eine Offensive. Arena-Programmchef Jocic: "Auch wir haben Internetrechte erworben und könnten die an einen Telekom-Konkurrenten weiterleiten."

Die DFL gab in einer Stellungnahme bekannt, dass die heute bekanntgegebene Vereinbarung zwischen Premiere und der Telekom ausschließlich die Übertragung über die Breitbandnetze der Telekom betreffe. Die Telekom bewege sich damit im Rahmen der erworbenen Rechte. Dieser sei damit allerdings auch ausgeschöpft, wie man bei der DFL betont.

Am Ende des Tages steht der Fussball-Fan und Premiere-Kunde verwirrter da als zuvor: Es wurde viel gesagt, aber im Wesentlichen nur bestätigt, was schon spekuliert wurde. Auf Fragen nach Preisen, Angeboten und genauer technischer Umsetzung konnten Premiere und die Deutsche Telekom am Freitag keine Antworten geben. Bleibt abzuwarten, ob so viel Unsicherheit am Ende nicht doch noch Arena nutzt. Dort aber hat man seine ganz eigenen Probleme: Noch immer fehlt ein Vertrag zur Ausstrahlung von Arena in den Netzen von Kabel Deutschland.