Seit Monaten schon wirbt ProSiebenSat.1-Vize-Chef Conrad Albert für seine Idee, von den Rundfunkbeiträgen künftig nicht mehr Institutionen zu fördern, sondern sogenannte Public-Value-Inhalte. In einem Interview mit dem Branchenmagazin "Horizont" hat er diese Forderung nun noch einmal unterstrichen und erklärt, Medienunternehmen würden nicht nur ein Wirtschaftsgut herstellen, sondern selbst auch ein Kulturgut sein. "Wir bilden die vierte Säule einer demokratischen Gesellschaft. Wir Medienhäuser stehen in der Verantwortung, Inhalte einzuordnen, zu kuratieren und Public Value zu schaffen." Die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft sei hoch.

Als Beispiel für eigene Marken in diesem Bereich nennt Albert "Galileo" und "Ein Mann, eine Wahl". Vom Wahl-Format mit Klaas Heufer-Umlauf waren im vergangenen Jahr vor der Bundestagswahl allerdings nur zwei Ausgaben zu sehen. Für "Public Value" ist ProSiebenSat.1 zuletzt nicht bekannt gewesen - das weiß natürlich auch Albert. Er unterstreicht daher noch einmal ein Vorhaben, dass Aufsichtsratschef Werner Brandt im Mai erstmals angekündigt hatte. Brandt erklärte damals, man diskutiere intern eine "stär­ke­re Aus­rich­tung" auf Nachrichten. Albert sagt nun im "Horizont"-Interview, man wolle wieder mehr Informationsprogramme produzieren. "Das ist ein Investmentfokus von uns".

Auf den Nachrichtensender Welt bzw. N24 angesprochen, den man 2010 ja verkauft hatte, sagt Albert: "Klar hätte ich heute gerne einen Nachrichtensender." In der Wirtschaftskrise 2009 und 2010 sowie mit den damaligen Finanzinvestoren an Bord habe man keine andere Wahl gehabt. "Heute würden wir das anders bewerten." Trotz der angekündigten Info-Investitionen muss man aber wohl eher keine Angst haben, künftig bei ProSieben oder Sat.1 mit Nachrichten überschwemmt zu werden: "Keiner muss befürchten, dass bei ProSiebenSat.1 plötzlich von morgens bis abends Politikprogramme laufen", so Albert.