Seit Jahren versucht man beim Spiegel-Verlag, die Zusammenarbeit von Print- und Online-Redaktion zu verbessern. An dieser Aufgabe scheiterten zuletzt sowohl Wolfgang Büchner als auch Klaus Brinkbäumer. Ein großes Hindernis war bislang immer die Mitarbeiter KG, über die die alteingesessenen Print-Mitarbeiter 50,5 Prozent des Verlags halten. Sie profitieren damit in besonderem Maße von Gewinnausschüttungen und, das ist vielleicht noch wichtiger, haben ein wichtiges Mitspracherecht - ohne die Mitarbeiter KG geht beim "Spiegel" nichts.

Die Onliner, die nicht Teil der KG sind, fordern schon seit langer Zeit die gleichen Rechte wie die Print-Mitarbeiter, wogegen diese sich aber lange gewehrt haben. Nun scheint aber endlich eine Lösung in Sicht: Ab 2019 sollen die "Spiegel Online"-Mitarbeiter sukzessive und im Verlauf mehrerer Jahre dieselben Rechte erhalten wie die Printler. Die Onliner sollen ab dem neuen Jahr nach und nach Verlags-Verträge erhalten, wenn etwa KG-Mitglieder in den Ruhestand gehen und dadurch Plätze frei werden. Bislang sind sie in einer eigenständigen Online-Gesellschaft angestellt. Ziel ist es, langfristig allen Digital-Mitarbeitern die gleichen Rechte einzuräumen. Ein Haken: Laut Satzung müssen die Mitarbeiter drei Jahre warten, bis sie die KG-Rechte erhalten.

Eine Verlagssprecherin bestätigte eine entsprechende Meldung der "Süddeutschen Zeitung" gegenüber DWDL.de. Bei diesem Modell dürfte zwar noch viel Zeit vergehen, bis alle Onliner dieselben Rechte haben wie aktuell die Printler. Doch es ist eine Lösung in einem seit Jahren festgefahrenen Streit, der den Mitarbeitern von "Spiegel Online" endlich den so erhofften Ausblick auf eine bessere Stellung innerhalb des Verlags gibt. Einigen Angestellten der KG passen die Änderungen nicht, nach DWDL.de-Informationen steht die Mehrheit der stillen Gesellschafter aber hinter dem Plan. Schlechte Nachrichten gibt es dagegen für die Mitarbeiter von Spiegel TV und "Manager Magazin": Sie sollen nach derzeitigem Stand nicht von den Veränderungen profitieren. Das bestehende Zweiklassensystem bleibt in diesem Punkt also bestehen.

2019 soll zudem der gemeinsame Redaktionsbetrieb von Print- und Online-Redaktion starten, das kündigte der Verlag vor einigen Tagen an (DWDL.de berichtete). Ein neues Chefredakteurs-Trio, bestehend aus Steffen Klusmann (Vorsitzender), Barbara Hans und Ullrich Fichtner soll das Magazin künftig leiten. Der bisherige Chefredakteur, Klaus Brinkbäumer, muss dann seinen Posten räumen. Bis zum Jahreswechsel soll die designierte Chefredaktion die geplante, neue Redaktionsstruktur ausarbeiten und den Mitarbeitern "in Ruhe und ausführlich" vorstellen.

Dass die Mitarbeiter des "Spiegel" so viel Macht haben, ist historisch bedingt. 1969 schenkte Gründer Rudolf Augstein ihnen die 50,5 Prozent am Verlag, darüber hinaus sind Gruner + Jahr mit 25,5 Prozent und die Augstein-Erben mit 24 Prozent beteiligt.