"Abenteuer digital" hat der Kika in diesem Jahr seinen Themenschwerpunkt genannt - ein zweifelsohne wichtiges Thema, das von Gaming über Virtual Reality bis hin zu Social Media reicht. Entsprechend gut aufgehoben war das Thema am Mittwoch auf der Gamescom in Köln, wo gleich mehrere Vertreter öffentlich-rechtlicher Angebote ihre aktuellen Projekte vorstellten, die anlässlich des Themenschwerpunkts entwickelt worden sind.
Ein spannender Aspekt der Debatte: Welche Rolle spielen soziale Netzwerke für die Kinderprogramme von ARD und ZDF? Auffällig ist, dass die Kindernachrichten "logo", die vom ZDF kommen, seit einigen Monaten auf der Foto-Plattform Instagram vertreten sind. Deren Nutzung ist eigentlich erst ab 13 Jahren erlaubt, "logo" selbst hat aber vor allem die Acht- bis 12-Jährigen im Blick. Ein Widerspruch also?
"logo"-Redakteur Markus Mörchen sieht das nicht so. "Die Instagram-Nutzer sind natürlich alle offiziell 13, in Wirklichkeit sind viele aber jünger", sagte Mörchen auf dem Gamescom Congress. Gleichzeitig betonte er, dass das ZDF als öffentlich-rechtlicher Sender eine besondere Verpflichtung habe. So weise man in der Sendung selbst gar nicht auf den Instagram-Account hin. Dennoch erreiche man auf diese Weise viele Jugendliche.
Instagram sehe man in diesem Zusammenhang ohnehin eher als Marketing-Plattform für die eigenen Angebote wie die vom ZDF betriebene Website tivi.de. Und auch WDR-Redakteur Matthias Körnich hat kein Problem damit, Instagram zu nutzen - selbst die "Sendung mit der Maus" sei dort vetreten. "Wir sprechen die an, die ohnehin schon da sind", sagte er mit Blick auf das junge Alter vieler Nutzer der von Facebook betriebenen Plattform.
"Wir wollen eine Brücke schlagen zwischen skeptischen Eltern und neuer Technologie."
Matthias Körnich, WDR-Redakteur "Die Sendung mit der Maus"
Generell gibt sich die "Maus" mit ihren fast 50 Jahren ziemlich fortschrittlich. So hat der WDR nicht nur eine erfolgreiche "Maus"-App an den Start gebracht, sondern will der jungen Zielgruppe anlässlich des Kika-Themenschwerpunkts auch das Programmieren beibringen. Dafür wurde ein eigenes Tool entwickelt, mit dem die Nutzer sogar Jump-'n'-Run-Spiele entwerfen können. "Wir wollen eine Brücke schlagen zwischen skeptischen Eltern und neuer Technologie", so der WDR-Mann über die Beweggründe.
Der Kika richtet sich indes sogar mit seiner "Kikaninchen"-App an Vorschulkinder - und erntete bei Eltern durchaus Kritik. Dem konterte Matthias Franzmann. "Der Spaß steht an vorderster Stelle, aber alles ist wohl überlegt", beruhigte der Leiter des Kika-Vorschulprogramms. Es gehe in der App vorwiegend um Fantasie. So könnten sich Kinder ausleben und die Welt spielerisch für sie entdecken. Offenbar mit Erfolg: Seit dem Launch im Dezember wurde die App fast eine halbe Million Mal heruntergeladen.
Und so werden ARD und ZDF wohl auch weiterhin versuchen, die Kinderfernsehmarken in Zeiten von Games, YouTube und Social Media ins Netz zu tranferieren. Nach Ansicht von WDR-Redakteur Matthias Körnich werde ohnehin zu oft nur auf Probleme, Kritik und Gefahren mit neuen Medien hingewiesen. "Aber dadurch kommt man nicht von der Rolle des Nutzers in die des Gestalters", mahnte er in Köln. "Man kann Dinge verbieten, am Ende des Tages gibt es sie aber doch und ich weiß nicht, wie sie funktionieren. Das finde ich eigentlich das Schlimmste."