Schon ein Jahr ist es her, dass SevenOne Media die Einführung einer neuen Vertriebsstruktur angekündigt hat – man hat sich also augenscheinlich viel Zeit genommen, um diese zu erarbeiten. Doch nachdem sie im Juli intern den Mitarbeitern präsentiert wurde, steht nun die tatsächliche Einführung zum 1. September bevor. Ab diesem Zeitpunkt wird das Vertriebsgeschäft in zwei Säulen gegliedert: Zum einen in die Agentur-Betreuung, für die Thomas Wagner als Vorsitzender der Geschäftsführung der SevenOne Media die Verantwortung tragen wird, zum Anderen will SevenOne Media stärker als bislang den direkten Dialog mit Werbekunden suchen und baut dazu eine eigene Säule Client-Betreuung auf, für die Thomas Port die Verantwortung trägt.
Dabei gehe es aber nicht darum, künftig Direkt-Deals mit den werbetreibenden Unternehmen an den Agenturen vorbei zu schließen, wie Sabine Eckhardt, Vorstand Sales & Marketing bei ProSiebenSat.1, bei einem Pressegespräch in München betont. Agenturen blieben auch künftig der Hauptpartner. Doch man brauche den direkten Dialog, um die Bedürfnisse der Werbekunden besser verstehen zu können. Diese Erkenntnisse sollen dann wiederum in die Agenturgespräche mit einfließen.
Generell werden sowohl werbetreibende Unternehmen als auch Mediaagenturen künftig jeweils einen dedizierten Hauptansprechpartner haben, der sie in allen Belangen berät, eine Trennung etwa in TV und Digital gibt es dann nicht mehr. Das ist zum Einen eine Reaktion darauf, dass durch die sich verändernde Mediennutzung Kampagnen ohnehin zunehmend crossmedial geplant werden, zum Anderen aber auch darauf, dass das Produktportfolio, das ProSiebenSat.1 anbietet, sukzessive gewachsen ist und neben klassischem TV längst auch von digitaler Außenwerbung bis zu Influencer Marketing reicht. Das macht es insbesondere für Kunden abseits der Großkonzerne nicht unbedingt übersichtlicher – Ziel der neuen Aufstellung ist es daher auch, die Komplexität nach innen zu verlagern, während es nach außen einen klaren Ansprechpartner für alle Belange gibt, erläutert Thomas Wagner.
Damit das funktioniert, werden die Kunden- und Agentur-Berater vom Backoffice in der Firmenzentrale unterstützt, das alles liefern soll, was der jeweilige Betreuer als Grundlage für seine Beratung braucht, sprich unter anderem Analysen, Marktdaten, Konzepte. Entscheidend ist die interne Verzahnung aller Bereiche, die neuen Teams wurden dafür heterogen zusammengestellt, um verschiedene Kompetenzen neu zu bündeln. Im Zusammenhang mit der Neuaufstellung ändert sich auch die Rolle der SevenOne AdFactory: Vertriebsmitarbeiter, die bislang dort angesiedelt waren, wechseln zu SevenOne Media, wo künftig also alle Sales-Aktivitäten des Konzerns gebündelt sind. Die AdFactory konzentriert sich auf die Aufgabe als „Innovation Hub“ und soll sich wieder stärker auf die Entwicklung maßgeschneiderter Kommunikationsmaßnahmen fokussieren. Das Lizenzgeschäft und Starwatch Entertainment werden in diesem Zusammenhang näher an die AdFactory herangerückt.
SevenOne Media will somit also künftig nicht mehr als reines Media-Sales-Unternehmen wahrgenommen werden, sondern stärker als Berater, etwa wenn es um die Marketingstrategie geht oder um technische Lösungen, mit denen die gewünschte Zielgruppe erreicht werden kann. Besonders auf technischer Seite haben ProSiebenSat.1 und SevenOne zuletzt erheblich aufgerüstet, in den vergangenen drei Jahren wurden rund 150 Millionen Euro in technisches Upscaling investiert, davon rund 100 Millionen Euro in Zukäufe von Firmen wie Virtual Minds, glomex, kairion, esome und buzzbird. Ziel ist hier, ein Ökosystem von Technologie-Anbietern und Plattformen aufzubauen, um Agenturen, Werbetreibenden und Publishern eine Alternative zu global Playern anbieten zu können. All das bildet die Basis für den stark wachsenden Markt des Programmatic Advertising – und der wird schließlich auch für Werbung auf dem großen Bildschirm wichtiger. Das viel diskutierte Thema Addressable TV, von dem man sich dann auch wieder neue Kundenkreise etwa auf regionaler Ebene erhofft, lässt grüßen.