Schon seit Monaten trommelt Conrad Albert von ProSiebenSat.1 für eine verstärkte Zusammenarbeit deutscher Medienhäuser und gegen internationale Unternehmen wie Facebook und Google. Seitdem Max Conze beim Medienkonzern das Sagen hat, ist auch schon so einiges in Bewegung gekommen. Gemeinsam mit Discovery will ProSiebenSat.1 eine neue Streamingplattform aufbauen (DWDL.de berichtete). Nun hat sich Conrad erneut öffentlich zu Wort gemeldet und vor den Internet-Giganten gewarnt.
In einem Beitrag, den er zunächst bei LinkedIn veröffentlichte, sagt er, Facebook, Google und Amazon seien längst zu einem "Synonym für die Macht von Monopolen im Internet geworden". In diesem Zusammenhang verweist er auch auf die Rekordstrafe, die die EU-Kommission gerade erst gegen Google verhängt hat (DWDL.de berichtete). "Die Folgen dieser Monopolstellung können fatal sein, denn es stehen mehr als nur ökonomische Nachteile auf dem Spiel", so Albert. Der Datenskandal bei Facebook belege das. "Die Daten wurden mutmaßlich dafür missbraucht, unseren Meinungspluralismus zu unterlaufen und sogar Wahlen zu manipulieren. Das kommt einer Sabotage des demokratischen Wertesystems gleich."
Albert sagt, dass die "digitalen Giganten" kein Interesse daran hätten, den Wahrheitsgehalt, die Rechtmäßigkeit oder das Gefahrenpotenzial von Inhalten, die bei ihnen veröffentlich werden, zu hinterfragen. "Algorithmus-basierte Angebote fördern polarisierende Inhalte und extreme Meinungen, die sich in Windeseile im Netz verbreiten und alternative Meinungen ausgrenzen. Es findet keine Kontextualisierung statt. Genau das macht Plattformen wie Facebook in ihrer Wirkung antidemokratisch." Meinungsvielfalt sei aber die Basis für die Debattenkultur und den Zusammenhalt der Gesellschaft.
Der stellvertretende ProSiebenSat.1-CEO plädiert daher einmal mehr für eine Brancheninitiative, um den großen US-Konzernen etwas entgegenzusetzen. Die deutschen Medienkonzerne inklusive ARD und ZDF hätten die Möglichkeiten, um ein solches Projekt zu stemmen, hier verweist Conrad auf die Kooperation mit Discovery, an der sich aber noch niemand sonst beteiligt hat. Conrad räumt unumwunden ein, dass nicht alle Nutzer auf diese neue Plattform wechseln würden. Aber sie sollen die Wahl haben, sich entscheiden zu können.
Um endlich den großen Wurf zu schaffen, bedarf es aber auch der Politik. Das weiß auch Conrad, der daher einen "zukunftsweisenden Regulierungsrahmen" fordert, der auch große strategische Allianzen erlaube. Zuletzt hatte das Kartellamt Kooperationsversuche zwischen den Privaten oder ARD und ZDF abgeblockt. Der Neustart der Medienordnung, so Conrad, sei zwingend erforderlich. Man müsse die kleinteiligen Diskussionen hinter sich lassen und größer denken. "Der Weg dahin führt aus meiner Sicht nur über eine Struktur-Taskforce, die die Beteiligten aller Mediengattungen an einen Tisch bringt." Eine solche Taskforce hätte das Know-How, einen Modernisierungsprozess in Gang zu setzen. Gleichzeitig wiederholt Albert eine alte Forderung: Inhalte mit Public Value, wobei nicht klar ist, was das genau ist und wer das definieren soll, sollen aus öffentlichen Mitteln finanziert werden - unabhängig davon, ob sie von den Öffentlich-Rechtlichen oder Privaten produziert und gezeigt werden.
"Jede Bewegung startet klein und muss erstmal eine kritische Masse erreichen, um Druck aufzubauen. Ich sehe uns Medienkonzerne in der Verantwortung, entsprechende Plattformen als echte Alternativen zum Informationsangebot der globalen Internetmonopolisten zu etablieren", sagt Albert.