Die „RTL II News“ ziehen um, berichtete DWDL.de am Freitagmittag. Neuer Sendeplatz, neue Produktionsfirma und neue Stadt. Ab Januar 2019 produziert InfoNetwork, die Produktionstochter der Mediengruppe RTL Deutschland, die „RTL II News“ in Köln - weil es günstiger ist. Künftig soll die Sendung um 17 Uhr laufen und Synergien von InfoNetwork nutzen. Die Produktion einer eigenständigen Nachrichtensendung können oder wollen sich die RTL II-Gesellschafter nicht mehr leisten.
Das drohende Aus war der 30-köpfigen Crew der „RTL II News“ in Berlin bewusst. Sie haben sich in einer ungewöhnlichen Aktion per gut vierminütigen Video-Appell nicht an die Geschäftsführung sondern gleich an die Gesellschafter von RTL II gewendet, um für den Erhalt ihrer Sendung zu kämpfen. „Uns ist klar: Man kann mit Nachrichten kein Geld verdienen, man darf mit Nachrichten auch kein Geld verdienen. Wir sind aber fest davon überzeugt, dass es sich für den Sender lohnt, die ‚RTL II News‘ zu erhalten“, sagt „RTL II News“-Moderator Christoph Hoffmann in dem Video, das dem Medienmagazin DWDL.de vorliegt.
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Ihre Sendung aus Berlin sei etwas Einzigartiges im deutschen Fernsehen, heißt es weiter. Die einzige Nachrichtensendung zugeschnitten auf junge Menschen. Man berichte „von Politik bis Boulevard, wichtige News aus dem In- und Ausland, Gesellschaftsthemen, Trends aus den Bereichen, Lifestyle, Musik und Games - und auch über Promis“. Damit sei man um 20 Uhr die erfolgreichste Nachrichtsendung beim jungen Publikum gewesen und habe zuletzt bei den unter 30-Jährigen einen durchschnittlichen Marktanteil von 10,1 Prozent erreicht. „Regelmäßig sind unsere News in den Top 3 des Tages aller RTL II-Sendungen“, erinnert das Berliner Team.
Seit 2015 kommen die „RTL II News“ aus Berlin. „Mit einem revolutionären Konzept“, wie das Team betont. „Ein Reporter, ein Thema, alle Plattformen. Eine Trennung zwischen TV und Digital gibts nicht mehr - in einer Atmosphäre vergleichbar mit einem Startup-Unternehmens. Etwas, was immer wieder als die Redaktion der Zukunft bezeichnet wird, bei anderen Sendern aber noch Zukunftsmusik ist. Wenn man so will: Wir sind die Zukunft - und die soll nun vorbei sein?“
Reporterin Meike Gehring ist überzeugt, dass die Sendung gerade jetzt eine wichtige Rolle spiele: „Ohne uns geht in Zeiten gezielter Desinformation und Fake News eine unabhängige journalistische Stimme verloren. Ohne uns werden viele junge Menschen gar keine Nachrichten mehr schauen.“ Das Team verweist in seinem Appell an die Gesellschafter auf die vielfältige Berichterstattung zu besonderen Nachrichtenereignissen, ob den Anschlägen in Nizza und Berlin, der Fußball-WM oder der Bundestagswahl 2017, wo man die „RTL II Wahlparty“ via Facebook streamte und drei Millionen Menschen erreicht hat.
„Auch einen deutschen Fernsehpreis durften wir feiern“, heißt es im Video. Gemeint ist die allerdings vom Büro Berlin der Doclights GmbH (heute B-vision Media) produzierte Sendung „Endlich Klartext!“, die jedoch von RTL II-Chefredakteur Matthias Walter betreut wurde. „Spätestens seitdem kennen uns die Berliner Politiker. Sie schätzen und sie schauen uns. Wir bekommen Interviews mit Bundesministern - früher kaum denkbar, heute normal.“ Man habe seit dem Umzug nach Berlin viel am Format und Image gearbeitet.
Am Ende wendet sich Moderatorin Steffi Brungs noch einmal direkt an die RTL II-Gesellschafter: „Wir sind überzeugt: Die ‚RTL II News‘ sind wichtig für die positive Wahrnehmung des Senders. Mit einem Abbau oder Ende der News in der jetzigen Form gehen RTL II Kompetenzen verloren, die so gar nicht mehr ersetzt werden können. Jetzt sind Sie am Zug: Erhalten Sie die News, so wie sie sind. Nicht nur für uns und RTL II - auch für unsere Zuschauer.“ Doch die Gesellschafter haben sich nun also dagegen entschieden. Die Gesellschafter, das sind die RTL Group (35,9 Prozent), Tele München (31,5 Prozent), der Heinrich Bauer Verlag (31,5 Prozent) und Hubert Burda Media (1,1 Prozent).
Mit dem Umzug der Nachrichtenproduktion nach Köln zu InfoNetwork wird es in Berlin zu zahlreichen Kündigungen kommen. Die neuen „RTL II News“ brauchen kein großes Team mehr. Die Entscheidung, die „RTL II News“ in bisheriger Form zu beenden, ist also eine eindeutige Sparmaßnahme, die die Frage aufwirft: Wie dringend muss der Sparbedarf bei RTL II sein, dass sich der Sender den Imageschaden antut und auf jene Sendung verzichtet, die über so viele Jahre das wichtige Feigenblatt bei jeder Kritik am sonst so unterhaltungslastigen Programm war.
Die komplexere Gesellschafterstruktur des Senders mache sich im operativen Geschäft eigentlich nie bemerkbar, haben stets alle RTL II-Geschäftsführer betont, mit denen DWDL.de seit dem Start des Medienmagazins im Jahr 2001 Gespräche geführt hat. Bei allen hieß es: So lange die Gesellschafter am Jahresende einen Gewinn überwiesen bekommen, lassen sie schon freie Hand. Offenbar ging nun aber die Angst um die Gewinne um - und machte die eigenständigen „RTL II News“ zum ersten Opfer.