Trotzdem gibt sie sich optimistisch. Dass die Medien das Programm schon kennen, sei kein Nachteil. Zudem hätten zwar viele Feuilletons schon über die Serie berichtet, viele wichtige Programmzeitschriften aber nicht. „Ich glaube, dass der klassische ARD-Zuschauer noch gar nicht weiß, dass es ‚Babylon Berlin‘ gibt“, so Strobl, die zudem darauf verweist, dass die zahlreichen Auszeichnungen, die es seit der Premiere gegeben hat, bei der Bewerbung des Formats nur helfen könnten.
Die Serie sieht sie auch als Teil einer Antwort auf Netflix und Prime Video. Dass nur noch horizontal erzählte Serien das einzig Wahre sind, bestreitet Strobl zwar, „aber wenn es um Serien geht, brauchen wir auch solche, die in Erzählstruktur und Erzählart mit dem konkurrieren können, was es international zu sehen gibt.“ Es bestehe offensichtlich das „Bedürfnis, Figuren über einen längeren Zeitraum als nur 90 Minuten zu begleiten“. Dem werde man auch weiter klassisch über Mehrteiler begegnen, aber eben auch horizontal erzählten Serien.
Dass die größeren Investitionen in Serien zu Lasten des klassischen Fernsehfilms gehen, will Strobl dabei zumindest nicht ausschließen. „Da das Geld nicht mehr wird, muss man immer abwägen. Oder man erreicht, wie bei ‚Babylon Berlin‘ geschehen, eine zusätzliche Finanzierung über das Ausland und über die Vergabe von Rechten.“ Dazu sei es aber nötig, „international kompatibel“ zu produzieren. „Beim 90-Minüter sind wir in Deutschland zwar führend, sogar herausragend, aber wir sind international gesehen auch schrecklich alleine damit.“ Zwar wolle niemand den 90-minütigen Fernsehfilm abschaffen, aber eine Verschiebung hin zu mehr seriellem Erzählen sei vorstellbar.
Zunächst gilt es nun aber mal, den Erfolg von „Babylon Berlin“ abzuwarten. Auch wenn schon an einer Fortsetzung entwickelt wird: Floppt die Ausstrahlung im Ersten und in der ARD-Mediathek - Strobl verspricht eine Gesamtbetrachtung, keinen Fokus auf die lineare Quote - völlig, dann wird die ARD nicht weiter so viel Geld ausgeben, nur weil die Kritiker voll des Lobes sind. „Wir machen Programm nicht als Selbstläufer, sondern für unsere Zuschauer. Wenn es uns überhaupt nicht gelingt, die Zuschauer, die wir erreichen wollen, dafür zu begeistern, dann macht ein Programmangebot dieser Art keinen Sinn.“ Sie sei aber vom Erfolg überzeugt. „Ich glaube, dass es uns eine unglaubliche Möglichkeit bietet, einer Zuschauerschaft, die wir zu Teilen schon verloren haben, zu zeigen: Wir machen auch Programm, das für Euch attraktiv ist.“