Max Conze hat Großes vor. Geht es nach dem neuen Vorstandsvorsitzenden von ProSiebenSat.1, dann sollen sich perspektivisch auch die Öffentlich-Rechtlichen und RTL auf der zusammen mit Discovery geplanten SVoD-Plattform tummeln. "Ich lade hiermit RTL, ARD und ZDF ein, mit uns gemeinsam einen deutschen Champion zu schaffen", sagte Conze zu Wochenbeginn vollmundig. "Dies ist nur der Beginn unseres Weges. Jetzt gilt es, die Ärmel hochzukrempeln." Doch mehrere Fragen blieben zunächst offen, darunter zunächst diese: Findet Conze überhaupt Mitstreiter auf seinem Weg?
Am Tag danach betonte er, dass RTL bereits Bescheid wisse von seinem Plan. "Ich denke, dass es ein großes Verständnis dafür gibt, dass wir uns alle zusammentun." Ob es tatsächlich zu einer Partnerschaft kommen wird, ist aber noch völlig unklar, schließlich hat RTL erst kurz wenige Tage zuvor einen massiven Ausbau von TV Now in Aussicht gestellt. Man werde in den nächsten Jahren stark in Video-on-Demand-Angebote investieren, erklärte RTL-Group-CEO Bert Habets in der "FAZ" und stellte, wie zuvor schon Anke Schäferkordt bei den Screenforce Days, auch Eigenproduktionen für TV Now in Aussicht.
RTL-Group-CEO Bert Habets ist gesprächsbereit
Das alles klingt nicht gerade nach Kooperation. Und doch steht man in Köln dem Gesprächsangebot aus Unterföhring nicht abgeneigt gegenüber. "Grundsätzlich sind wir offen für Kooperationen und Allianzen, wenn sie zu unserem Geschäftsmodell passen und wenn sie rechtlich darstellbar sind", sagte Thomas Bodemer, Sprecher der Mediengruppe RTL Deutschland, auf DWDL.de-Nachfrage. "Wir konzentrieren uns konsequent auf unsere eigene Strategie, den Ausbau von TV Now, und möchten dabei nicht an Geschwindigkeit verlieren. Das schließt aber nicht aus, dass wir auch Gespräche führen."
"Der Aufwand, den wir alle betreiben müssen, wird immer größer."
Ulrich Wilhelm, BR-Intendant und ARD-Vorsitzender
Offen zeigt sich auch die ARD. "Das ist eine interessante Entwicklung für den Markt. Wir werden uns das Angebot der Partner ProSiebenSat.1 und Discovery genau ansehen", erklärte der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm in dieser Woche in Berlin, verwies aber auch auf "eine Reihe anderer Initiativen, die derzeit unterwegs, aber noch nicht alle publik gemacht sind". Ganz offensichtlich laufen im Hintergrund derzeit also Gespräche über weitere Partnerschaften. "Es gibt den Aspekt der Bündelung von Reichweite und das Eingehen neuer Kooperationen, die sich so vielleicht früher gar nicht gefunden hätten."
Es gehe dabei auch um die Frage, wie man in einer Gesellschaft, die sich immer weiter auffächert, auch weiterhin möglichst alle erreiche, so Wilhelm. "Im Linearen erreichen wir verlässlich große Mehrheiten, bei der Nutzung des mobilen Internets aber beileibe nicht mehr alle. Der Aufwand, den wir alle betreiben müssen, wird immer größer. Vieles davon kann man vernünftigerweise nicht alleine realisieren." Die Planungen dafür laufen. "Wir werden auf unterschiedlichen Plattformen mit unterschiedlicher Ausgestaltung mit ganz verschiedenen Partnern die nächsten Jahre zusammenarbeiten", so der ARD-Chef.
ARD-Chef Ulrich Wilhelm setzt auf Kooperationen
Das ZDF wollte sich zunächst nicht äußern, verwies aber auf die für Freitag geplante Fernsehrats-Pressekonferenz mit dem Intendanten. Freilich hätte aber auch das Bundeskartellamt noch ein Wörtchen mitzusprechen - so wie das vor einigen Jahren der Fall war, als die Wettbewerbshüter den gemeinsamen Plattform-Plänen schon einmal einen Strich durch die Rechnung machten. Die Dominanz der beiden großen Privatsender-Gruppen auf dem Fernsehwerbemarkt ist seither geblieben und daran änderte auch der Start von Netflix und Amazon nichts.
In der "Welt" zeigte sich ProSiebenSat.1-Chef Max Conze dennoch optimistisch, grünes Licht zu bekommen. "Ich bin zwar nicht das Kartellamt, aber ich glaube schon, dass die Bewertung anders ausfallen kann." Bleibt die Frage, ob eine mögliche gemeinsame Plattform dann nicht ohnehin zu spät käme.