Anke Schäferkordt hat es schon oft betont und gerade erst wieder bei den Screenforce Days in Köln bekräftigt: Das bislang mit wenig Elan gestartete VoD-Angebot TV Now soll deutlich ausgebaut werden, um mehr zu sein, als es jetzt ist. Dies unterstreicht ihr Nachfolger als CEO der RTL Group, Bert Habets, nun auch noch einmal in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Er sieht die RTL Group im interationalen Vergleich führend bei digitalen Angeboten.
„Das lineare Fernsehen ist unser Rückgrat, aber wir werden in den nächsten Jahren stark in unsere Video-on-demand-Angebote investieren. Diese wollen wir so ausbauen, dass wir sie für ein Massenpublikum attraktiv machen, über alle inhaltlichen Felder hinweg – von Nachrichten bis zu Serien. Das ist noch eine relativ junge Branche, aber das Wachstumspotential ist sehr groß.“
Daher will die RTL Group ihre On-demand-Angebote auf allen Märkten ausbauen, wo man heute als Senderfamilien unterwegs ist, also in Deutschland, Frankreich, den Benelux-Ländern, Ungarn und Kroatien. Habets: „Das Ziel ist klar formuliert: Als Marktführer im europäischen Free-TV wollen wir in diesen Ländern im On-demand-Bereich zu den Top 3 gehören.“ Das soll auch in Deutschland mit einer Mischung aus kostenfreiem, werbefinanziertem VoD sowie einem Bezahlmodell (SVoD) gelingen.
Eine Strategie, die nun schon seit zwei Jahren propagiert wird. Wann Folgen den Visionen z.B. in Deutschland auch Taten? „Das neue, deutlich erweiterte Angebot soll in diesem Winter starten“, kündigt Habets an und spricht vom „nächsten Sprung mit unserem On-demand-Dienst TV Now“ und einer „neuen Ebene“. Die Vielfalt soll größer sein als bei der US-Konkurrez.
„Wir bieten eine noch breitere Auswahl an, die Liebhaber von Serien genauso bedient wie Kunden, die sich mehr für Shows oder für Reality-TV interessieren. Mit diesem Ausbau werden wir auch den Preis erhöhen, aber er wird so sein, dass er für einen Massenmarkt attraktiv ist“, erklärt Habets im Gespräch mit der „FAZ“ und konkretisiert auf Nachfrage: „Es bleibt auf jeden Fall ein deutlich einstelliger Eurobetrag pro Monat.“
Mit welchen exklusiven Eigenproduktion das neue SVoD-Angebot punkten will, bleibt vorerst noch geheim. Habets: „Wenn wir für Deutschland eine Massenmarke aufbauen wollen, wie es Netflix global ist, müssen wir dabei vor allem in lokale Inhalte investieren. Ich kann hier keine genauen Zahlen nennen, aber es werden auch exklusive Inhalte für TV Now produziert, und zwar in vielen Programm-Genres.“
Dass dafür große Investments nötig werden und man den Gründergeist der Anfangsjahre von RTL brauche, hatte Bert Habets kürzlich bereits gesagt. Er ist zuversichtlich im Wettbewerb gegen US-SVoD-Dienste: „Das sind Angebote, mit denen wir gegen Amazon oder Netflix punkten können, weil sie uns abgrenzen. Unser Wettbewerbsvorteil in dieser neuen Fernsehwelt liegt darin, unsere Stärken und unsere Einzigartigkeit im traditionellen Fernsehgeschäft auf die digitalen Angebote zu übertragen. Das ist aber alles andere als trivial, sondern eine große Herausforderung, für die wir uns neu erfinden müssen.“