CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer hat in einem Interview mit der "Rhein-Neckar-Zeitung" massive Kritik an den deutschen Medien geäußert. "Leider werden Nachrichten heute selbst im Qualitätsjournalismus nicht mehr überprüft", antwortete Seehofer, angesprochen auf ein angebliches Zitat von ihm, wonach er in einer internen Runde erklärt habe, nicht mehr mit Bundeskanzlerin Merkel arbeiten zu können.
Die "Welt am Sonntag" hatte dieses Zitat am Wochenende in Umlauf gebracht, das jedoch nicht dementiert wurde. Seehofer sagte jetzt, es gebe immer mehr Falschmeldungen. Die Medien seien in einer Krise. "Wir reden immer über die Gefahren russischer Einflussnahme über Fake News. Wir müssen nicht nach Russland schauen. Die meisten Fake News werden in Deutschland produziert, von Medien wie von Politikern."
Deutliche Kritik an Seehofers Aussage kam vom Deutschen Journalisten-Verband. "Ausgerechnet der Minister, der kraft seines Amtes die Grundwerte der Verfassung schützen soll, stellt die Pressefreiheit auf den Kopf, indem er uns Journalisten vorsätzliche Falschmeldungen unterstellt - unglaublich", sagte der DJV-Vorsitzende Frank Überall, der zugleich einräumte, dass Journalistinnen und Journalisten Fehler machten. "Wir sind Menschen und keine Maschinen, da kann auch mal was schief gehen."
Seehofer behaupte jedoch, dass Journalisten mit Absicht die Unwahrheit berichteten. "Damit stellt er sich in eine Reihe mit Donald Trump und anderen Populisten", so Überall. Das sei eines Bundesinnenministers unwürdig. Der DJV-Chef erwartet nun eine Entschuldigung des Innenministers.