In einer gemeinsamen Erklärung haben die Film-Verbände AK Dok West, Dokomotive Filmkollektiv, Filmbüro NW und LaDoc Filmnetzwerk am Dienstag eine Entflechtung der Macht-Konzentration im öffentlich-rechtlichen Rundfunk verlangt (DWDL.de berichtete). Auslöser für die scharfe Kritik war die Kündigung von WDR-Fernsehfilmchef, der sich mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung konfrontiert sieht. Nun hat WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn den Verbänden öffentlich geantwortet und dabei versucht aufzuzeigen, weshalb alles gar nicht so schlimm ist, wie von den Organisationen dargestellt.
Die Programmvielfalt im Ersten sei alleine schon dadurch gewährleistet, so Schönenborn, dass "Entscheidungen etwa über Produktionen für den FilmMittwoch und den 'Tatort' nicht zentral, sondern jeweils eigenständig in neun Sendern fallen". Seine Rolle als Fernsehfilm-Koordinator sei es, diese Entscheidungen zu koordinieren. "Das ist in der Abstimmung mitunter anspruchsvoll, aber auch ein bewusster Beitrag, um Vielfalt zu Gewährleisten."
Besonders in Sachen "Tatort"-Koordination weiß Schönenborn interessante Details zu berichten. So wurde in den vergangenen Wochen und Monaten immer berichtet, dass der inzwischen gekündigte Gebhard Henke "Tatort"-Koordinator sei. Das stimmt aber offensichtlich nicht - zumindest nicht offiziell. "Die offizielle Funktion eines Tatortkoordinators kennt die ARD nicht", sagt Schönenborn. Koordinatoren würden grundsätzlich von der Fernsehprogramm-Konferenz auf Vorschlag des Direktors des Ersten ernannt. "Ich selbst bin seit 2014 Koordinator für Fernsehfilme und Serien. Dazu zählen auch unsere Tatorte". Heißt: Schönenborn ist "Tatort"-Koordinator. Vom WDR heißt es auf Nachfrage, Henke habe sich in den vergangenen Jahren als WDR-Fernsehfilmchef zwar um viele Punkte rund um den "Tatort" gekümmert (Markenschutz, App etc.), die offizielle Koordination liege aber bei Schönenborn. Wieso man das nie in den vergangenen Wochen in der Berichterstattung rund um Henke klargestellt hat, bleibt ein Rätsel.
Die Kritik der Film-Verbände, die Macht würde sich bei der ARD zu sehr ballen, versucht Schönenborn indes zu entkräften. Bei der Koordination der Programme lasse er sich von den "Mitarbeitern des betreffenden Fachbereichs und dessen Leitung beraten". Schönenborn: "Die konkrete Platzierung nimmt die Geschäftsführerin der Koordination gemeinsam mit der Programmplanung der ARD vor. Auch hier sind also mehr als zwei Augen beteiligt." Der WDR stelle wie alle anderen Landesrundfunkanstalten sicher, dass Entscheidungsbefugnisse "verteilt werden". Dazu gehöre immer ein Mehr-Augenprinzip. "Dezentrale redaktionelle Planung und programmliche Vielfalt gehören zu unserem föderalen Charakter. Ich bin stolz auf die Breite und Unterschiedlichkeit unserer Angebote und halte dies für ein Alleinstellungsmerkmal der ARD."