Nachdem ein Beitrag in dem RTL-Magazin "Punkt 12" in Bremen offenbar dazu geführt hat, dass mehrere Personen einen unbeteiligten Mann überfallen und verletzt haben, steht der Sender massiv in der Kritik. Nun hat die Staatsanwaltschaft Bremen gegenüber dem Fachportal "Meedia" angekündigt, ein sogenanntes Vorermittlungsverfahren gegen den Sender eingeleitet zu haben. Dabei soll geprüft werden, ob ein Anfangsverdacht für ein Ermittlungsverfahren bestehe.
Der Fall sorgt seit Donnerstag für Aufregung. Der von mehrere Menschen angegriffene Mann ist inzwischen aber nicht mehr in Lebensgefahr. Ein erster Verdächtiger hat sich laut der Bremer Polizei bereits gestellt. Offenbar glaubten die Angreifer, den Mann in dem "Punkt 12"-Beitrag erkannt zu haben. In dem Beitrag ging es um Pädophilie, ein Lockvogel machte ein Treffen mit einem Mann aus. Der Sender zeigte dann auch tatsächlich einen Mann, der sich in einem Einkaufszentrum verdächtig verhalten haben soll. Das Gesicht des Mannes wurde verpixelt, dennoch zeigte man einen Wohnblock, den die Täter erkannten und dann offensichtlich dorthin zogen, um den vermeintlichen Mann aus dem Beitrag zu verprügeln. Nur: Der Mann war nicht die Person aus dem Beitrag.
Hinzu kommt die Tatsache, dass auch der von RTL gezeigte (und verpixelte) Mann in dem Beitrag nicht pädophil ist, er hatte sich bereits nach der Ausstrahlung an die Polizei gewandt. "Intensive kriminalpolizeiliche Ermittlungen hatten zum Ergebnis, dass der Mann in keinerlei Zusammenhang mit dem in der Sendung dargestellten Fall der Pädophilie steht", heißt es von der Polizei. RTL verdächtigte also ganz offenbar eine völlig unbeteiligte Person der Pädophilie.
RTL erklärte bereits am Donnerstag, dass man seine "journalistische Sorgfaltspflicht in jeder Hinsicht wahrgenommen" habe. "Im Beitrag wurden keinerlei Hinweise auf den Ort oder eine vermeintliche Adresse des mutmaßlichen Pädophilen wie etwas Straßennamen oder Hausnummern gezeigt." Der Sender stellte dann auch noch einmal klar, dass das Opfer der Lynchjustiz nicht die Person des Beitrags war. RTL kooperiert mit der Polizei und hat bereits Videomaterial an die Behörden übergeben.