"Nach zähem Ringen scheint eine große Reform des Rundfunks nun plötzlich zum Greifen nah zu sein": Mit diesen Worten leitete die "Süddeutsche Zeitung" am Dienstag einen Artikel ein, der Hoffnung machte, dass die Zeit des Streits schon in dieser Woche beendet sein könnte, wenn am Mittwoch erst die die Rundfunkländerkommission tagt und einen Tag später das nächste Treffen der Ministepräsidenten ansteht. Offenbar haben die öffentlich-rechtlichen Sender den Verlagen signalisiert, ein Verbot "presseähnlicher" Angebote akzeptieren zu wollen und in Streitfällen eine Schiedsstelle entscheiden zu lassen.
Sollte es so kommen, dass sich die Sender im Netz auf kurze Texte beschränken, wäre Tom Buhrow gewisserweise Vorreiter gewesen. Der WDR-Intendant war Ende vergangenen Jahres vorgeprescht, indem er für sein Haus entschied, den Fokus im Internet auf Video- und Audio-Inhalte legen zu wollen. DWDL.de hatte damals über dicke Luft innerhalb der ARD berichtet, auch wenn der WDR offiziell nichts von einem Streit wissen wollte. Auf dem Medienpolitik-Gipfel der ANGA COM räumte Buhrow jetzt allerdings indirekt ein, dass es tatsächlich Unmut gegeben hat. "Es gehört dazu, wenn man vorangeht, dass man ein bisschen Kritik abbekommt", sagte er am Dienstag in Köln.
"Ich fühle mich bestätigt, dass der Weg mit der damals noch einsamen Entscheidung, der richtige war", so Buhrow. Mit Blick auf die Verleger sprach er von "wachsendem Vertrauen zwischen den Akteuren" und unterstrich noch einmal, wie wenig er von den jahrelangen Auseinandersetzungen hält. "Das ist ein Streit, der ist eigentlich anachronistisch. Wir haben ganz andere Herausforderungen", stellte der WDR-Intendant klar. Er wies stattdessen auf den wachsenden Einfluss von Global Playern hin. Einmal in Rage, kritisierte Buhrow auch die Angriffe der Privatsender auf ARD und ZDF, die seiner Meinung nach "fast reflexartig" seien. "Ich glaube, dass Sie Energie und Zeit verschwenden", sagte er an die Adresse von n-tv-Geschäftsführer Hans Demmel, der zugleich Vorsitzender des Privatsender-Verbands Vaunet ist.
Demmel kontert und sorgt sich um Vielfalt
Demmel selbst vermochte indes nicht zu erkennen, wo die Öffentlich-Rechtlichen in den vergangenen Jahren spürbar schlanker geworden seien und forderte insbesondere mit Blick auf die kleineren Privatsender eine bessere Balance mit ARD und ZDF. "Wir als Private stehen einem besser als irgendwo auf der Welt ausgestatteten öffentlich-rechtlichen Rundfunk gegenüber. Gleichzeitig erleben wir immer mehr US-Anbieter - und ich rede nicht nur von Netflix und Amazon, sondern auch von Social Media, die in irgendeiner Form Information und Unterhaltung machen." Besorgt äußerte sich der Vaunet-Chef auch hinsichtlich der geplanten Übernahme von Unitymedia durch Vodafone. "Für die Vielfalt ist das eine sehr, sehr schlechte Nachricht", so Demmel.
Wenn ein kleiner Sender nicht im Kabelangebot von Vodafone sei, bedeute das für ihn das Ende seiner Existenzgrundlage, mahnte er auf der ANGA COM in Köln und bekam Rückendeckung von Tobias Schmid. Der Direktor des nordrhein-westfälischen Landesmedienanstalt versprach darauf zu drängen, in den kartellrechtlichen Prozess eingebunden zu werden. Für die Aufrechterhaltung eines vielfältigen Angebots sei es schließlich entscheidend, "dass Inhalteanbieter einen chancengleichenm diskriminierungsfreien Zugang haben", so Schmid.