In den vergangenen Wochen gab es quer durch die Republik bereits Warnstreiks bei Zeitungsredaktionen, nun droht die nächste Eskalationsstufe. Weil sich die Verhandlungsführer von Zeitungsverlegerverband BDZV und der beiden Gewerkschaften DJV und DJU in ver.di in der Nacht zum Dienstag auch in der sechsten Verhandlungsrunde nicht einig wurden, stehen nun möglicherweise unbefristete Streiks bevor, die für die Leser der Zeitungen dann deutlich sichtbare Auswirkungen mit sich bringen würden.
Die Verleger sind zwar auf die Forderungen eingegangen, die Gehälter für Volontäre und Berufseinsteiger überproportional anzuheben, die Gewerkschaften beschweren sich aber, dass es für den Großteil der Redakteurinnen und Redakteure auch aufgrund der sehr langen Laufzeit des Vertrags zu keiner echten Reallohn-Steigerung komme. Die Verleger verweisen unterdessen wie schon seit vielen Jahren auf die schwierige Lage, in der sie durch den Wandel der Mediennutzung stecken würden.
"Nach intensiven Streiks in den vergangenen Wochen und Monaten bedarf es offenbar einer weiteren Eskalation, um die Verleger zu einer echten Reallohnsteigerung zu bewegen", sagte etwa der Verhandlungsführer der dju in ver.di, Matthias von Fintel. Die Bundestarifkommission der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) hat daher nun beschlossen, gemeinsam mit dem DJV eine Urabstimmung einzuleiten, in der alle Mitglieder darüber abstimmen können, ob es zu solch einem unbefristeten Streik kommen soll.
Auch vom DJV sind ähnliche Töne zu hören: "Die Verleger gönnen ihren Redakteurinnen und Redakteuren nach sechs Verhandlungsrunden gerade mal eine Nullrunde, sieht so Wertschätzung aus?", fragt der stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) Wolfgang Grebenhof, der für die Gewerkschaft an den 15-stündigen Tarifverhandlungen teilgenommen hat. Das Lamento über die wirtschaftlich so schwierige Lage nehme er der Verlegerseite nicht mehr ab. "Wir haben uns bis zur Schmerzgrenze und eigentlich schon darüber auf den Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) zubewegt. Dass der BDZV diese Chance auf Einigung nicht genutzt hat, zeugt von fehlendem Verständnis für die Bedürfnisse und berechtigten Erwartungen ihrer Mitarbeiter." Und der Vorsitzende des Bayerischen Journalisten-Verbandes Michael Busch sagt: "Aus unserer Sicht ist ein unbefristeter Streik das einzig bleibende Mittel, um auf die Verleger Druck auszuüben um endlich einen fairen und angemessenen Abschluss zu erreichen.
Ob es nach der Urabstimmung auch im Fall einer Befürwortung der Streiks tatsächlich zu solchen kommt, ist allerdings nicht gesagt. Direkt im Anschluss an die Urabstimmung sei man bereit, die Verhandlungen mit dem BDZV wieder aufzunehmen, so die Gewerkschaften.