Bereits vor wenigen Wochen hat sich "Die Anstalt" im ZDF am Ende einer ihrer Sendungen mit dem weit verzweigten Bertelsmann-Konzern befasst. In der jüngsten Ausgabe der Satire-Sendung am Dienstag ging es nun durchgängig um die deutsche Medienlandschaft. Die Kabarettisten Claus von Wagner und Max Uthoff liefern darin mit ihren Gästen Hazel Brugger, Horst Evers und Chin Meyer ein unterhaltsames Stück, mit dem sie knapp 50 Minuten lang die Finger in die Wunde von Öffentlich-Rechtlichen, Privaten und Verlegern legen.
Gleich zu Beginn der Sendung stellen die Satiriker die ARD-Talkshow "hart aber fair" nach. Titel: "hart aber leer". Statt Frank Plasberg moderiert Frank Blasbalg. Zu Gast: Unter anderem "Tom Bullet" als ARD-Intendant und "Hubert Bertels Springer" als Medienmogul und Eigentümer diverser Privatsender. Die Runde diskutiert über die Vor- und Nachteile der Programme von Öffentlich-Rechtlichen. Als die Frage aufkommt, wieso die ARD "Monitor" nicht zur besten Sendezeit ausstrahlt ("Dort, wo ihr die meisten Zuschauer habt"), antwortet Claus von Wagner als Tom Bullet: "Wir haben dort die meisten Zuschauer, weil wir ‘Monitor’ da nicht zeigen." Aber auch als der private Fernsehmacher sein Programm verteidigen will, wird ihm anhand eines echten TV-Programms der Spiegel vorgehalten: ProSieben zeigt dienstags zur besten Sendezeit vier Wiederholungen der "Simpsons".
"Die Anstalt" thematisiert in ihrer Sendung auch die gängige Praxis, dass einige Talkshows wie etwa "hart aber fair" (Ansager & Schnipselmann) und "Anne Will" (Will Media) von externen (privaten) Produktionsfirmen produziert werden, andere Sendungen wie "Maybrit Illner" kommen direkt vom Sender und seien damit günstiger. Außerdem geht es in "hart aber leer" um die Vielzahl der Tochterunternehmen von ARD und ZDF und die teuren Sportrechte. "Tom Bullet" verweist auf die WM und die Tatsache, dass man sich ein Studio in Baden-Baden mit dem ZDF teile. Das macht man bekanntlich auch, um kritisch über Russland berichten zu können. Dann kommt aus der Runde der Einwand: "Und wie weit ist das ARD-Hauptstadtstudio vom Kanzleramt entfernt?" Es ist ein knapper Kilometer.
Die Kabarettisten arbeiten sich an Frank Plasberg ab ("Bitte nicht so viele Zahlen, meine Mutter schaut auch zu und die ist 90") und verweisen auch auf den niedrigen Frauen-Anteil in politischen Talkshows. Als Plasberg aka Blasbalg zu Brigitte Büscher (hier: Frau Plüscher) übergeben will, muss Hazel Brugger aus der Runde aufstehen und diesen Job zusätzlich übernehmen. Sie kommentiert hämisch: "Sorry, aber wenn ihr nur eine Frau einladet…" Später ist Brugger auch alleine mit einem kleinen Stand-Up zu sehen und spricht über die Rundfunkgebühren. "Ich zahle die auch und mache das nicht gern. Aber ich stelle mir nicht vor, dass ich damit einen riesigen Apparat finanziere, der es Jörg Pilawa ermöglicht, in der Silvesternacht seine Hüften rhythmisch zu schwingen, sondern ich sehe das als eine Art Patenschaft für einen Redakteur." Würde man die Rundfunkgebühren abschaffen, hätte man in Deutschland eine "Horde von unbeschäftigten Redakteuren, die uns bei Starbucks die Namen falsch auf die Tassen schreiben".
In Anspielung auf den Kreuz-Erlass in Bayern wollen die Satiriker dann auch beim fiktiven BR ein Kreuz an die Wand nageln und kommen daraufhin auf die Politik in den öffentlich-rechtlichen Aufsichtsgremien zu sprechen. Offiziell hat das Bundesverfassunggericht entschieden, dass die Vertreter in den Gremien von ARD und ZDF nur zu einem Drittel aus Politik-nahen Kreisen kommen dürfen. Alleine im ZDF-Fernsehrat liege der Anteil aber bei rund 50 Prozent, rechnen sie vor: Etliche Vertreter dieses Gremiums waren vorher in der Politik in hochrangigen Positionen beschäftigt. In der "Anstalt" wird unter anderem Reinhard Klimmt genannt, der als Vertreter von Kunst und Kultur im Fernsehrat sitzt und früher Ministerpräsident des Saarlandes war. Rudolf Seiters sitzt für das Rote Kreuz im Fernsehrat und war früher Kanzleramtsminister.
"Könnte man nicht sagen, dass Bauer und Funke die eigentlichen Marktführer für Lügenpresse sind?"
Max Uthoff als "Hubert Bertels Springer"
Doch auch die Verlage werden in der Sendung thematisiert. So wird groß über die umstrittenen Yellow-Blätter der Medienhäuser diskutiert und darüber, dass darin eigentlich ständig Fake News verbreitet werden. "Könnte man nicht sagen, dass Bauer und Funke die eigentlichen Marktführer für Lügenpresse sind?", fragt Claus von Wagner "Hubert Bertels Springer" (Max Uthoff). Die hätten ja schließlich nur eine kleine Rubrik, in der auch wahre Dinge stehen würden: Diese höre auf den Titel "Gegendarstellung". Auch die vermeintliche Vielfalt, die der fiktive Verleger anpreist, nimmt man gekonnt aufs Korn und zeigt viele Blätter, die durch ihre Zentralredaktion völlig identische Inhalte anbieten.
Am Ende spielen die Satiriker schließlich noch "Wer ist Milliardär?": Angela Merkel zeigt Liz Mohn, Friede Springer und Hubert Burda eine lange Liste an Medien und fragt sie, welche dieser Medien zu ihren Unternehmen gehören (Antwort: alle). "Wenn man sich das anschaut, da...", sagt Merkel und zögert. "Aber wir sind ja nicht in Kolumbien. Uiuiui." Am Ende haben die Milliardäre gewonnen und erhalten von der Kanzlerin einen Preis: Der Rentenbeitrag der Verleger, den sie für ihre Zeitungsaussteller zahlen müssen, sinkt von 15 auf 5 Prozent. Das hat die Große Koalition zuletzt so beschlossen.