Im März hat Medienjournalist Kai-Hinrich Renner im "Hamburger Abendblatt" darüber spekuliert, dass "Spiegel"-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer schon bald abgelöst werden könnte. Es habe sogar schon Gespräche mit möglichen Nachfolgern gegeben, so Renner damals. Zumindest bislang haben sich die Gerüchte noch nicht bewahrheitet: Brinkbäumer sitzt weiter im Sattel - und hat sich nun gegenüber den Kollegen von "Horizont" zu den Spekulationen geäußert.
Brinkbäumer sagt, er fühle sich fest im Sattel. Es habe in 71 Jahren noch keinen Chefredakteur gegeben, über den beim "Spiegel" nicht geredet worden sei. Sein Job sei eben aber auch eine öffentliche Rolle. "Das wusste ich vorher, und ich bin hart im Nehmen, man lernt’s im Leistungssport und sollte sich das für diesen Job vermutlich erhalten." Den Artikel von Kai-Hinrich Renner nennt Brinkbäumer eine "Kampagne". Diese habe "etwas Denunziatorisches und Intrigantes, weil die Fakten falsch oder unpräzise waren, verbunden mit unsauberem Handwerk".
Die Geschäftsführung hatte den Gerüchten widersprochen, war dabei aber nicht wirklich konsequent. Brinkbäumer dazu im "Horizont": "Hätte ich statt unserer hanseatischen Zurückhaltung ein härteres Dementi auch öffentlich für sinnvoll gehalten? Ja. Als Journalist, der politische Prozesse beobachtet, weiß ich, dass es meistens besser ist, Gerüchte sofort zu kontern. Ich greife sowieso lieber an und lasse Wellen nicht so gern über mich hinwegrollen." Dennoch könne er sich nicht über fehlende Rückendeckung im Verlag beschweren, so der Chefredakteur. "Ich habe reichlich Unterstützung und ein gutes Verhältnis zu allen Gesellschaftern und zur gesamten Geschäftsführung."
Grund für die Gerüchte waren Spekulationen, die Geschäftsführung der Mitarbeiter KG wolle den Zusammenschluss von Online- und Print-Redaktionen mit einem neuen Chefredakteur stemmen. Es ist eine der großen Herausforderungen im Verlag, die schon seit Jahren ansteht. Brinkbäumer sagt, er habe "große Lust und großen Ehrgeiz", diese Aufgabe zu erledigen. "Diese Zusammenführung ist nicht nur mein Auftrag, sondern war schon eines der vier großen Ziele, die ich mir 2015 an meinem ersten Tag als Chefredakteur gesetzt habe."