Der Privatsender-Verband VPRT hat die angekündigte Übernahme von Unitymedia durch Vodafone scharf kritisiert. "Für die deutschen Sender ist dies keine gute Nachricht", sagte der VPRT-Vorstandsvorsitzende Hans Demmel, der zugleich Geschäftsführer von n-tv ist. "Letztlich sehen sie sich mit einer massiven Verschiebung der Verhandlungspositionen konfrontiert. Mit der geplanten Fusion entstünde ein Kabelgigant, der den deutschen TV-Markt dominieren würde. Ohne eine Einigung mit dem neuen Betreiber wäre nämlich kein bisher im Kabel verbreitetes Programm überlebensfähig."
Dazu komme, dass auch in den neuen Märkten, also bei der OTT- und Mobile-Verbreitung aufkeimender Wettbewerb, auch außerhalb der Kabelgebiete schwieriger werden würde, so Demmel weiter. "Im Ergebnis ist die Meinungsvielfalt und Vielfalt von Anbietern sowie Angeboten im deutschen Medienmarkt gefährdet, was nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für die Verbraucher zur schlechten Nachricht werden kann."
Kritik kam zugleich von Telekom-Chef Timotheus Höttges, der den nun bestätigten Deal für falsch und wettbewerbsverzerrend halte. "Ich persönlich werde dafür kämpfen, dass wir im Sinne eines fairen Wettbewerbs für die Kunden alles tun, um nicht benachteiligt zu sein und um mit gleichen Waffen kämpfen zu können", erklärte Höttges am Mittwoch. Schon in der Vergangenheit hatte sich der Vodafone-Konkurrent kritisch zu der geplanten Übernahme geäußert, der nun allerdings noch die Wettbewerbsbehörden zustimmen müssen.
Der Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunkation (FRK) begrüßt derweil, dass nun "endlich Klarheit in der Gerüchteküche" herrscht. Man sehe in der Übernahme "einen Schritt zu mehr Markttransparenz und Ehrlichkeit, da die beiden Unternehmen bisher durch die Aufteilung der ehemaligen Versorgungsgebiete der Deutschen Post im Kabelmarkt fast nirgendwo im Wettbewerb standen", sagte der FRK-Vorsitzende Heinz-Peter Labonte. Jetzt sei es dringend notwendig, die erforderliche Regulierung und Open Access-Diskussion für Kabelnetze endlich zu Ergebnissen zu führen.
Für die mittelständischen und kommunalen Unternehmen, die ihre Kunden zunehmend über Glasfaser versorgen, sei Open Access schon lange eine Selbstverständlichkeit. "Nun gilt es den Wettbewerb zu stärken. Denn mit den bundesweit fast 30 Millionen anschließbaren Haushalten hält der neue Kabelriese einen der wichtigsten Schlüssel für den Ausbau der Bundesrepublik zur Gigabit-Gesellschaft und die Infrastruktur für die nächste Mobilfunkgeneration in seinen Händen. Daher muss diese geplante Übernahme gründlich geprüft sowie Open Access auch für Vodafone und Telekom ebenso verpflichtend werden, wie bereits heute für die Förderprojekte des Bundes und der Länder“, so Labonte.