Bei der letzten Hauptversammlung der Constantin Medien AG im August 2017 ging es hoch her. Gleich zu Beginn kündigte der damalige Aufsichtsratschef Dieter Hahn seinen Rückzug an, CEO Fred Kogel tat es ihm daraufhin gleich. Bernhard Burgener von der Schweizer Highlight-Gruppe übernahm daraufhin mit seinen Vertrauten die Kontrolle beim Medienkonzern. Burgener hielt zuvor schon 30 Prozent am Unternehmen und lieferte sich über Monate hinweg einen erbitterten Machtkampf mit dem Duo Hahn/Kogel. Inzwischen gehört Burgener der Großteil der Constantin-Aktien, er kann also durchregieren.


Dass die Hauptversammlung am heutigen 8. Mai nicht ganz so spektakulär werden würde wie die im August, war aufgrund der klaren Machtverhältnisse also abzusehen. Vorstandschef Olaf Schröder hat in seiner Eröffnungsrede noch einmal auf die vergangenen Monate und Jahre zurückgeblickt und dabei auch ein positives Zwischenfazit seiner Amtszeit gezogen. "In den vergangenen Monaten ist es uns – Dr. Matthias Kirschenhofer und mir – gelungen, viele Wogen zu glätten. Wir haben – unterstützt von unseren Mitarbeitern – die ‘Reset’-Taste gedrückt und widmen uns endlich auch wieder dem operativen Geschäft", so Schröder. Man können nun wieder ein "schuldenfreies, ein aufatmendes und befreit handelndes Unternehmen" präsentieren. Möglich wurde das vor allem durch die Rückzahlung einer 65 Millionen Euro schweren Unternehmensanleihe (DWDL.de berichtete).

Der Vorstandsvorsitzende räumte aber gleichzeitig auch ein, dass die Querelen in der Vergangenheit die Geschäfte des Konzerns belastet haben. Als etwa der geplante Verkauf von Sport1 bekannt wurde, habe sich das sofort negativ auf das Tagesgeschäft ausgewirkt. "Gespräche mit Kunden und Partnern standen plötzlich unter einem großen Fragezeichen. Wegen dieser Unsicherheit mussten wichtige Projekte auf Eis gelegt werden." Auch die angekündigte Zusammenarbeit zwischen Plazamedia und Tata Communications habe sich deshalb nicht so entwickelt wie erwartet. "Stattdessen hatte Plazamedia, trotz der Gewinnung von Neukunden wie Amazon, eine schwierige Phase, da der Verlust von Sky als großer Produktionskunde nicht ausgeglichen werden konnte."

Schröder zeigte sich bei der Hauptversammlung in München zuversichtlich, dass die Fokussierung des Geschäfts auf den Sport-Bereich richtig sei. Kritik übte er am ehemaligen Aufsichtsratschef Dieter Hahn. Dieser klagte zuletzt auf Schadensersatz gegen ihn und Bernhard Burgener (DWDL.de berichtete). "Auch damit müssen wir uns nun wieder befassen. Obwohl uns unsere Anwälte und renommierte Gutachter sagen, dass diese Vorwürfe haltlos sind", sagte Schröder in München. Es sei nicht im Interesse "irgendeiner Gesellschaft, sich im ständigen unsinnigen Streit zu befinden". Davon würden nur die Anwälte profitieren.

Constantin konterte zuletzt mit Gegenklagen. "Sie sehen: Noch ist leider nicht alles aufgearbeitet. Auch die Gesellschaft prüft weitere Anhaltspunkte für ein pflichtwidriges Verhalten ehemaliger Organe und wird – sollten sich diese Anhaltspunkte bestätigen – weitere Klagen anhängig machen", so Schröder. Trotz des erfolgten Befreiungsschlags könne es keine Zweifel daran geben, dass "wir noch viel Arbeit vor uns haben", so der Constantin-CEO. "Zu lange waren wir auf strategischem Schlingerkurs." 2018 werde ein Jahre des Übergangs, erst 2019 werde man die Effekte der Entschuldung komplett sehen können.

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