Der WDR befindet sich nach wie vor im Krisenmodus, noch immer gibt es täglich Schlagzeilen rund um Vorwürfe der sexuellen Belästigung im Sender. Am Freitag meldeten sich Charlotte Roche und fünf andere Frauen im "Spiegel" zu Wort und erklärten, sie seien vom freigestellten Fernsehfilmchef Gebhard Henke belästigt worden. Der streitet das ab (DWDL.de berichtete). Und weil sich der WDR ganz auf die Aufklärung der Vorwürfe konzentrieren will, und weil es wahrscheinlich auch nach außen hin nicht besonders gut aussehen würde, wurden die geplanten Vertragsverlängerungen von WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn und Hörfunkchefin Valerie Weber nun erst einmal auf Eis gelegt.
Eigentlich sollte der Rundfunkrat über die Verlängerung der Verträge am kommenden Dienstag, den 8. Mai, entscheiden. Dann findet die nächste Sitzung des Gremiums statt. Der Rundfunkrat bestätigte kürzlich Intendant Tom Buhrow im Amt, Weber und Schönenborn müssen nun allerdings warten. Kai-Hinrich Renner schreibt in seiner Medienkolumne im "Hamburger Abendblatt", dass sich die Mitglieder des Rundfunkrats "informell" darauf geeinigt hätten, über die Verlängerung der Verträge erst dann zu entscheiden, wenn der Sender die aktuellen Vorwürfe aufgeklärt habe.
Gegenüber DWDL.de wollten sich die Vertreter des Rundfunkrats am Freitag nicht zu dem Bericht äußern. Sie verweisen auf den offiziellen Weg, der über Tom Buhrow führt. Der muss dem Rundfunkrat die Verlängerung der Verträge von Schönenborn und Weber erst einmal vorschlagen, damit das Gremium dann darüber abstimmen kann. Das ist bislang aber nicht passiert.
Warum Buhrow die Vorschläge noch nicht, wie eigentlich geplant, gemacht hat? Eine entsprechende Anfrage beim WDR läuft ins Leere. "Der Intendant wird dem Rundfunkrat innerhalb der vertraglich vorgeschriebenen Fristen Vorschläge unterbreiten", heißt es von Sendersprecherin Ingrid Schmitz. Ob Buhrow die Personalien erst dann vorschlagen will, wenn die derzeitigen Vorwürfe ausgestanden sind? Dazu will sich der WDR nicht äußern. Besonders Fernsehdirektor Jörg Schönenborn stand zuletzt mehrfach in der Kritik, weil er laut Medienberichten von einigen Vorwürfen bereits seit Jahren gewusst und nichts oder zu wenig unternommen haben soll. Schönenborn sagt, man sei allen Vorwürfen nachgegangen und habe, sofern es möglich war, auch Konsequenzen gezogen. Er habe immer Entscheidungen auf der Grundlage der damals ihm bekannten Fakten getroffen, so Schönenborn.