Die anhaltenden Diskussionen rund um die Sparanstrengungen von ARD und ZDF steuern auf ihren Höhepunkt zu: Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm hat nun erklärt, dass von seinem Senderverbund kein neues Sparpaket zu erwarten ist. "Die Vorstellung, dass wir jetzt schon zum 1. Januar 2021 erneut Hunderte Millionen ausweisen können, ist nicht realistisch", so Wilhelm. In diesem Punkt seien sich alle ARD-Intendanten einig. 2021 beginnt die neue Gebührenperiode.
Rückendeckung bekamen die Intendanten bereits vor einigen Tagen von den Rundfunk- und Verwaltungsräten der Sender (DWDL.de berichtete), auch die Aufsichtsgremien des ZDF äußerten sich zuletzt ähnlich. Wilhelm sagt nun, kurzfristige und signifikante Einsparungen seien nur dann möglich, wenn man die Qualität der Programme ausdünne. Eigentlich sollten ARD und ZDF den Ministerpräsidenten weitere Vorschläge für Einsparungen machen. Schon im März erklärte ZDF-Intendant Thomas Bellut: "Wir können bis April keine seriös berechneten Projekte nennen."
Ulrich Wilhelm blickt der nächsten Konfrontation mit den Ministerpräsidenten trotz der nun erfolgten Absage an ein weiteres Sparprogramm optimistisch entgegen: "Ich gehe nicht davon aus, dass es wirklich zu einem Konflikt mit den Bundesländern kommt", sagte er laut "Meedia" am Donnerstag in München. Und der ARD-Vorsitzende hat gute Gründe, um daran zu glauben. Die Politiker wollen zwar, dass ARD und ZDF weiter sparen. Bislang erklärten sie aber auch immer, dass das Programm darunter nicht leiden soll. Nun liegt der Ball also wieder bei der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die gleichzeitig auch Vorsitzende der Rundfunkkomission der Länder ist, und ihren Ministerpräsidenten-Kollegen, die entscheiden müssen, wie es weiter geht. Dass die Politik ARD und ZDF drastisch beschneiden wird, ist eher nicht zu befürchten. Wilhelm geht außerdem davon aus, dass der Teuerungsausgleich ab 2021 kommen wird - diesen fordert er schon seit einiger Zeit.
Dreyer: "... nicht zielführend"
Kritik an der Ankündigung von Wilhelm kommt von Malu Dreyer, die weiterhin auf Nachbesserungen pocht. "Ich erwarte, dass in den nachgebesserten Berichten weitere Vorschläge unterbreitet werden, wie die crossmediale Zusammenarbeit und der Abbau von Doppelstrukturen vorangetrieben werden können." Diese Vorschläge werde man dann prüfen. Dreyer: "Wir haben den Reformprozess in einem guten Dialog gestartet. Vor dem Hintergrund dieses noch laufenden Prozesses zwischen Anstalten und Ländern halte ich das Vorgehen des ARD-Vorsitzenden für nicht zielführend."
Im September des vergangenen Jahres hatten ARD und ZDF ihre Sparpläne vorgestellt: Über einen Zeitraum bis 2028 errechnete die ARD damals ein Sparpotential von 951 Millionen Euro, das ZDF kam auf weitere 270 Millionen Euro. Die Ministerpräsidenten sprachen von einem ersten guten Zeichen - forderten aber gleichzeitig mehr Einsparungen. Trotz der Absage an ein neues Sparpaket versichert Ulrich Wilhelm nun noch einmal, dass man grundsätzlich an dem eingeschlagenen Kurs festhalten wolle: "Wir werden für die Zukunft weitere Anstrengungen unternehmen."
Im Sommer will die ARD nun eine Imagekampagne starten, in der sie ihren gesellschaftlichen Wert und die Verbundenheit ihres Programms mit dem Publikum deutlich machen will. Claim der Kampagne: "Wir sind Deins". TV-Spots der Kampagne laufen auf den eigenen Sendern, Anzeigen in externen Medien wird es nicht geben.