Der Redenschreiber hat Carsten Schmidt für diesen Abend eine beachtliche Zahl an Superlativen ins Manuskript geschrieben. "Einfacher, schneller, besser und echt schön", hört man den CEO von Sky Deutschland sagen, als er auf das zu sprechen kommt, was hier alle als "Das neue Sky" feiern. Das neue Sky hört auf den Namen Sky Q und steht – natürlich – für "höchste Qualität", das – wer mag das ernsthaft bezweifeln – nichts weniger ist als "das beste Entertainment-Erlebnis aller Zeiten". Einmal in Fahrt, gerät Schmidt regelrecht ins Schwärmen, spricht von einer Mission, neuen Wegen und davon, dass die Wünsche der Kunden der Antrieb für das Unternehmen seien.
Vielleicht hat Carsten Schmidt ein wenig zu dick aufgetragen, schließlich ist vieles von dem, was er am Dienstagabend im Sky-Hauptquartier in Unterföhring als innovative Funktionalitäten präsentiert, bei vielen Konkurrenten längst Standard. Dass bei Serien automatisch die nächste Folge startet, dass man eine zu spät eingeschaltete Sendung per Knopfdruck noch einmal vorne ansehen kann oder dass eine auf dem Fernseher begonnene Episode nahtlos auf dem Smartphone fortgesetzt wird. Für Sky sind all diese Features aber tatsächlich Innovationen, weil die Technik des Bezahlsenders zuletzt doch zunehmend unsexy daherkam.
So gesehen ist Sky Q, das schon vor einiger Zeit in Großbritannien gelauncht wurde, natürlich ein großer Schritt nach vorne – besonders weil mit der bevorstehenden Einführung auch eine Vereinfachung der Angebotsstruktur einhergeht. Wer Sky Q nutzt, benötigt keine Zweitkarte mehr, weil das Angebot mittels weiterer Receiver oder einer entsprechenden App auf Smart-TVs von Samsung sowie der neuen Generation des Apple TV gesehen werden kann. Hier sei man bereits mit weiteren Partnern bereits im Gespräch. Drei Fernseher und zwei mobile Endgeräte haben gleichzeitig Zugriff auf Sky, heißt es, und auch die bislang Sky Go Extra genannte Download-Funktion ist fortan inklusive.
Voraussetzung für die Nutzung ist ein Sky+-Pro-Receiver, den nach Angaben von Sky schon mehr als eine Million Kunden besitzen. Sie erhalten am 2. Mai automatisch ein Update und können die Neuerungen ohne Aufpreis nutzen. Gleichzeitig öffnet sich der Pay-TV-Sender auch für Kooperationen: Bereits bekannt ist die Integration von Netflix, die bald erfolgen soll. Aber auch Mediatheken von ARD und ZDF finden sich künftig auf der Box. Darüber hinaus will Sky im Laufe des Jahres noch eine etwas klobig geratene Soundbox auf den Markt bringen, deren Lautstärke sich automatisch an das jeweilige TV-Genre anpasst. Später soll außerdem eine Sprachsteuerung verfügbar sein.
Schmidt will "Sky für jedermann"
Und weil Sky gerade dabei ist, sein Angebot auf Vordermann zu bringen, stellte Carsten Schmidt für den Mai auch gleich noch ein überarbeitetes Design für seinen Streamingdienst Sky Ticket vor. Ein eigens entwickelter TV-Stick soll das Geschäft mit dem monatlich kündbaren Angebot im Idealfall weiter ankurbeln. Das Ziel ist klar formuliert: "Sky für jedermann" nennt es Schmidt. Gemeint ist damit auch das inhaltliche Angebot, das schon seit einiger Zeit ein Stück weit unabhängiger werden soll vom Sport. Fiktionale Produktionen wie "Babylon Berlin", "Das Boot" oder "Der Pass", aber auch das Comeback von "X Factor" sind Ausdruck dieser Veränderung.
Aber eben auch die Tatsache, dass Sky künftig weder Formel 1 noch Europa League zeigen wird und sich zudem die Champions League mit DAZN teilen muss, passt gut ins Bild der Neuaufstellung. Trotzdem zeigte sich Carsten Schmidt am Dienstagabend auch mit Blick auf den Sport kämpferisch. "Wir sind Marktführer und wir werden Marktführer bleiben", betonte er einmal mehr vollmundig. Und weil das nicht genug ist, soll in Zukunft "jeden Monat eine Neuigkeit" eingeführt werden. "Unglaublich, wie sich dieses Haus in den letzten 14 Monaten transformiert hat", sagte der Sky-Chef fast schon ungläubig und versprach: "Wir werden das auf ewig tun." In Unterföhring denkt man eben nur noch in ganz großen Zeitspannen.