Als Julia Jäkel vor fünf Jahren die Führung von Gruner + Jahr übernahm, stand das Unternehmen wirtschaftlich nicht gut da, sie musste einige harte Einschnitte verkünden und einen Sparkurs auflegen. Inzwischen sieht sie den Verlag gut aufgestellt und zieht in der "SZ" eine positive Bilanz. Das operative Ergebnis steige zum zweiten Mal hintereinander, auch die Rendite sei "sehr anständig". Dass ein Viertel der Geschäfte digital sind, sieht sie als Erfolg - auch wenn dieser Anteil anderswo deutlich höher ist.
"Digital sein ist für uns nicht alles. (...) Wir schaffen publizistische Marken von einer Kraft wie keiner sonst - und rund um diese Marken machen wir Geschäft, von Mobile bis Möbel", erklärt Jäkel ihren Ansatz. Dass der Umsatz in ihrer Amtszeit von 2 Milliarden auf 1,5 Milliarden zurückgegangen ist, bezeichnet sie als "bewusste Entscheidung", weil man sich von Unternehmensteilen getrennt habe. "Insgesamt haben wir ein werthaltigeres und gesundes Unternehmen mit steigender Profitabilität."
Jäkel nutzt das Interview vor allem, um Optimismus zu versprühen. Die Digitalisierung sehe sie nicht als negativ für die Verlagsbranche an, neu gestartete Magazine würden nicht trotz, sondern wegen der Digitalsisierung funktionieren. "Aus dem Moment der Bedrohung ist für uns ein Zustand der Lust geworden", so Jäkel. Dazu müssten sich Verlage wandeln - ein Prozess, in dem Gruner + Jahr gerade stecke und der noch lange andauern werde.
"Die Welt wird komplexer, das erfordert andere Formen des Arbeitens in Unternehmen: mehr Miteinander, eine neue, zugewandtere Führung, einen anderen Umgang mit Hierarchie, einen kooperativeren Geist, eine größere Hemdsärmeligkeit. So entstehen neue Produkte und nicht per Powerpoint." Und sie will von Pippi Langstrumpf lernen. Die sage in einem Film den Satz "Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut." Jäkel: "Da steckt der Mut drin, den wir brauchen, die Zuversicht und das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten - und Freude. Vielleicht kann man das prägen: die Langstrumpf-Ökonomie. Passt jedenfalls ganz gut zu uns, finde ich."