Über eine mögliche UKW-Abschaltung in der Zukunft wird schon lange diskutiert - doch ganz so schnell wollte dann doch kein Beteiligter, dass es Realität wird: Schon am kommenden Mittwoch könnten etliche Radiosender plötzlich ohne ihren Hauptverbreitungsweg dastehen, wie "welt.de" berichtet. Hintergrund ist der Rückzug des einstigen Monopolisten Media Broadcast aus dem UKW-Geschäft.
Schon Ende vergangenen Jahres verkündete Media Broadcast, dass man für alle Antennen-Anlagen Käufer gefunden habe, bis Ende März wollte man sich eigentlich aus dem Geschäft zurückgezogen haben. Doch die Umstellung verläuft überaus holprig. So haben die Sender inzwischen alternative Sendernetzbetreiber wie Uplink und Divicon beauftragt, die konnten sich bislang allerdings nicht mit den neuen Inhabern der Antennen auf einen Preis für deren Miete einigen. Bislang waren die Mietpreise aufgrund der Monopolstellung reguliert, inzwischen gibt es diese Situation nicht mehr, weshalb sich die neuen Eigentümer nicht mehr an diese Preise gebunden fühlen und teils deutlich mehr verlangen. Das wiederum hatten Uplink und Divicon nicht in ihren Preiskalkulationen berücksichtigt.
Dass es zu Problemen kommt, sieht man schon seit einigen Wochen kommen - eigentlich hatte es daher Mitte März bereits einen Runden Tisch gegeben, wo sich alle Beteiligten unter Mitwirkung von Politik, Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur eigentlich darauf geeinigt hatten, dass Media Broadcast übergangsweise die Verbreitung bis Ende Juni fortführen wird, damit die Beteiligten mehr Zeit haben, sich auf neue Verträge zu einigen. Das geschieht allerdings nicht automatisch, Media Broadcast verlangt eine konkrete Beauftragung - ob nun von den Sendern oder den Sendernetzbetreibern. Schließlich muss einer für die Kosten aufkommen, zudem gebe es ansonsten keine rechtliche Grundlage zur Nutzung der Frequenzen. Genau diese Beauftragung fehlt aber dem Bericht zufolge in vielen Fällen noch immer. Geht diese bis Montagmittag nicht ein, wird Media Broadcast die Verbreitung am Mittwoch einstellen, schlägt das Unternehmen jetzt nochmal Alarm.
Betroffen wären dem Bericht zufolge sowohl öffentlich-rechltiche Anstalten wie der NDR in Mecklenburg-Vorpommern, der MDR und das Deutschlandradio, aber auch große Privatsender wie Hit-Radio FFH, bigFM und Radio NRW. Der NDR lässt daher inzwischen auch verlauten, dass man "mit Sorge" auf die aktuelle Entwicklung des deregulierten UKW-Senderbetriebs blicke. Der NDR sieht die mit dem Betrieb beauftragte Uplink Network in der Pflicht, eine Einigung mit den Antennenbesitzern zu finden. Man hoffe, dass "eine akzeptable Einigung auch unter den neuen Marktvoraussetzungen und der immer noch vorhandenen Schlüsselposition der Antennenbesitzer" gelinge. NDR-Sprecher Martin Gartzke: "Unsere Hörerinnen und Hörer in Mecklenburg-Vorpommern dürfen nicht Opfer finanzieller Verhandlungen von technischen Dienstleistern werden. Wir hoffen auf einen zügigen und konstruktiven weiteren Verlauf und Abschluss der Verhandlungen." Hit-Radio FFH-Chef Hans-Dieter Hillmoth sprach angesichts der Ankündigung von Media Broadcast von einer "Drohgebärde" und "ein bisschen Erpressung" im Poker um neue Verträge. Dass es tatsächlich zu einer Abschaltung komme, glaube er nicht. Sicher sein wird man sich da spätestens am kommenden Mittwoch.