Die jahrelange Dauerfehde zwischen ARD, ZDF und den großen Kabelnetzbetreibern neigt sich ihrem Ende entgegen. Scheibchenweise wurde am Dienstag bekannt, dass sich die ARD sowohl mit Vodafone als auch Unitymedia auf eine langfristige Partnerschaft geeinigt hat. Das ZDF wiederum verständigte sich bislang nur mit Vodafone auf eine umfassende Zusammenarbeit. Sechs Jahre lang hatten sich die Öffentlich-Rechtlichen mit den Kabelanbietern einen Rechtsstreit um Einspeiseentgelte in Millionen-Höhe für die Verbreitung ihrer Sender geliefert.
Zu finanziellen Details äußerten sich weder ARD und ZDF, noch Vodafone und Unitymedia. Sicher ist aber, dass die Sender künftig wieder Geld überweisen werden - auch wenn es insbesondere die Öffentlich-Rechtlichen tunlichst vermeiden, wohl nicht zuletzt aus Gründen der Gesichtswahrung, von "Einspeiseentgelten" zu sprechen. Stattdessen ist beispielsweise von einer "vergleichenden Vereinbarung" die Rede, während man bei Unitymedia auf DWDL.de-Nachfrage von einer "Vergütungsleistung" spricht. "Wir haben uns gemeinsam darauf verständigt, die Streitigkeiten der Vergangenheit beizulegen und uns auf eine verlässliche Zusammenarbeit für die Zukunft festgelegt", sagte Jens-Ole Schröder, Juristischer Direktor des MDR, gegenüber DWDL.de.
Tatsächlich umfassen die nun bekannt gewordenen Einigungen weit mehr als die bloße Einspeisung der Sender ins Kabelnetz. So soll es künftig im sogenannten GigaTV-Angebot von Vodafone möglich sein, die Mediatheken von ARD und ZDF zu nutzen. Auch Unitymedia will künftig die ARD-Mediathek sowie die Apps von "Tagesschau" und Kinderkanal auf ihrer Horizon-Plattform anbieten. Hinzu kommen dort non-lineare Funktionalitäten wie Replay oder Instant-Start.
Die Partnerschaft umfasst zudem die Einspeisung weiterer Sender in HD: Im Falle von Unitymedia handelt es sich um RBB, SR, MDR Thüringen, Radio Bremen und Tagesschau 24. Bei Vodafone geht es um ZDFinfo, ARD alpha, Tagesschau 24, One und SR - für die Zuschauer bringen die Vereinbarungen also in jedem Fall positive Veränderungen mit sich, auch wenn im Unklaren bleibt, wie viel sich ARD und ZDF diese Erweiterungen im Angebot der Kabelnetzbetreiber kosten lassen. Die Öffentlich-Rechtlichen hatten bis 2012 noch rund 20 Millionen Euro jährlich gezahlt, um von den deutschen Kabelnetzbetreibern gelistet zu werden.
Auch mit Blick auf das ZDF hofft man bei Unitymedia weiter auf eine Einigung - die dürfte angesichts der jüngsten Bewegung wohl auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Auffällig ist aber, dass alle Seiten versucht sind, den Anschein möglicher Absprachen zu vermeiden. Wohl nicht umsonst hat Vodafone am Dienstag jeweils eigene Mitteilungen zu den Vereinbarungen mit ARD und ZDF verschickt. Im vorigen Jahr hatte das Oberlandesgericht Düsseldorf bereits erklärt, dass die von den Sendern ausgesprochene Kündigung der Einspeise-Verträge kartellrechtswidrig gewesen und nur aufgrund einer unzulässigen Absprache ausgesprochen worden seien. Das will man bei der nun erfolgten Einigung ganz offensichtlich besser machen.
ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut begrüßte jedenfalls die Einigung mit Vodafone als einen wichtigen Schritt in die gemeinsame digitale Zukunft. "Die neue Partnerschaft ist vor allem auch eine gute Nachricht für das Publikum", betonte er. Vor einigen Jahren klang das noch ganz anders. Damals hatte Bellut die Einspeisegebühr als "historisch überholt" bezeichnet. "Es ist nicht mehr zu rechtfertigen, dass Gebühren an Unternehmen gezahlt werden, die mit der Vermarktung unserer Programme gutes Geld verdienen", so Bellut damals - ganz ähnlich äußerte sich einst auch die damalige ARD-Vorsitzende Karola Wille.
Die Kabelnetzbetreiber erhielten "werthaltige Programme" und könnten ihren Kabelanschluss erst dadurch erfolgreich vermarkten, so der Tenor der ARD. Seither stritten sich ARD und ZDF mit den Kabelnetzbetreibern über die besagten Einspeisegebühren. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hatte im vorigen Jahr entschieden, dass die Sender durchaus für eine Einspeisung zahlen müssen. Gut möglich, dass dieser Richterspruch neuen Schwung in die Verhandlungen brachte.