Es dauerte etwas länger als gedacht, ehe der WDR-Rundfunkrat am späten Freitagnachmittag die Wiederwahl von Tom Buhrow als WDR-Intendant verkünden konnte - spannender wurde es damit aber auch nicht. Weil man im Vorfeld erst gar keinen Gegenkandidaten in Betracht gezogen hatte, war die Bestätigung von Buhrow für eine zweite Amtszeit bis 2025 ungefährdet. Von den 55 anwesenden Rundfunkratsmitgliedern stimmten 50 mit ja, nur vier mit nein, einer enthielt sich - eine Zustimmungsquote von über 90 Prozent, von der selbst ein Wladimir Putin nur träumen kann.
"Der WDR ist gut gefahren mit Tom Buhrow als Intendant", begründete der Rundfunkratsvorsitzende Meyer-Lauber diesen hohen Wert. Und: "Der WDR braucht Stabilität im Wandel". Diesen Wandel managt Buhrow aus Sicht des Gremiums sehr gut. "Tom Buhrow hat mit dem organisatorischen Umbau, den er im Sender eingeleitet hat, wichtige Etappenziele erreicht. Er setzt sich überzeugend für einen modernen WDR und einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt ein."
Auf die Frage, wie man sich denn sicher sein könne, dass Buhrow der beste Kandidat sei, wenn man gar keinem Herausforderer die Gelegenheit gegeben hat, eine andere Vision vorzustellen, berief er sich zunächst aufs WDR-Gesetz, das die Möglichkeit der Wiederwahl "ausdrücklich vorsehe" - was allerdings ja nicht heißt, dass die ohne Gegenkandidat erfolgen müsse. Allerdings habe die große Mehrheit des Rundfunkrats schon im Herbst signalisiert, dass man eine Verlängerung wünsche. Außerdem glaubt Meyer-Lauber, dass sich "in dieser Situation kaum ein anderer Bewerber hätte finden lassen" - was angesichts des doch gut dotierten Postens dann doch ein wenig fraglich erscheint.
Tom Buhrow dankte unterdessen dem Rundfunkrat für das deutliche Vertrauen und sprach von einem "Moment der Rührung" angesichts des sehr deutlichen Ergebnisses. Dieser Rückhalt sei aber auch notwendig, weil ein Kurs mit Reformen, Sparprogrammen und Stellenabbau zwar das sei, was Kritiker von außen fordern, was aber intern mit viel Überzeugungsarbeit und Friktionen verbunden sei. Tatsächlich rumorte es intern in den letzten Jahren so einige Male im WDR.
Ob er denn seinen Satz "Ich bring die Liebe mit", den er beim Amtsantritt 2013 prägte, deshalb bereut habe? "Es gilt nach wie vor, dass mir der WDR am Herzen liegt". Er sei jedenfalls einer, der den Posten des WDR-Intendanten nicht nur als Karrierestufe sehe. "Ich bin im WDR beruflich groß geworden und weiß deshalb, dass wir ein Betrieb sind, wie es keinen anderen gibt. Wir sind von der Größe her ein kleiner Konzern, aber von der Unternehmenskultur her wie ein Familienbetrieb." Welche Visionen er für diese Familie in den nächsten Jahren über eine Fortsetzung des eingeschlagenen Weges hinaus hat, wurde an diesem Nachmittag aber über die üblichen Phrasen hinaus nicht deutlich - da der Rundfunkrat ihm das Amt aber sowieso zu Füßen legte, war Überzeugungsarbeit ja ohnehin unnötig.