Läuft am 29. März bei der außerordentlichen Gesellschafterversammlung alles, wie von Banijay Entertainment geplant, wird er der neue führende Mann bei Brainpool: Peter Langenberg, COO des französischen Medienhauses. Bis zu der Entscheidung sind es noch gut zwei Wochen, doch schon jetzt will sich Langenberg äußern. Am späten Mittwochabend stand er DWDL.de für ein Gespräch zur Verfügung. Eine ungewöhnliche Zeit, merkt er selbst an. Aber niemand bei Banijay hätte damit gerechnet, dass die Brainpool-Geschäftsführung binnen weniger Stunden eine vertrauliche Einladung zur Gesellschafterversammlung per Rundmail im ganzen Unternehmen verbreitet. „Von diesem ungewöhnlichen Vorgehen waren auch wir überrascht“, bekundet Langenberg.



Er will erklären, was das französische Medienhaus in Deutschland plant und wie Brainpool in diese Strategie passt. Eine Frage, die nach dem DWDL.de-Bericht über die Tagesordnung der außerordentlichen Gesellschafterversammlung noch dringlicher geworden ist - besonders für die Mitarbeiter von Brainpool in Köln-Mülheim. An sie gerichtet, sagt Langenberg: „Wir haben nicht vor, große Veränderungen vornehmen. Brainpool bleibt bestehen. In einem so großen Markt wie Deutschland kann man mit mehreren Produktionsfirmen aktiv sein.“ Brainpool sei immer schon auf Talente fokussiert gewesen. Die neu gegründete Firma Banijay Productions Germany, geführt von Arno Schneppenheim, soll wiederum von der Formatseite kommen. „Wir sind hier, um zu investieren, nicht um zu sparen“, verspricht Langenberg.

Nach der Gesellschafterversammlung will sich Banijay auch gegenüber den Mitarbeitern erklären. Langenberg soll die Aufgaben von Andreas Scheuermann und Brainpool-Gründer Jörg Grabosch übernehmen, die am 29. März laut Tagesordnung ihrer Ämter enthoben werden sollen. Langenberg versucht den Eindruck zu relativieren: „Wir würden uns sehr freuen, wenn Jörg Grabosch und Andreas Scheuermann an Bord bleiben.“ Man habe die Abberufung nur vorsichtsshalber schon mal auf die Tagesordnung gesetzt, um bei unüberbrückbaren Differenzen das Treffen Ende des Monats gleich für den personellen Wechsel zu nutzen. Dass Grabosch und Scheuermann die ganze Firma bereits per Rundmail über die Tagesordnung informierten, dürfte aber ein klares Signal dafür sein, dass das Tischtuch längst zerschnitten ist.

Dennoch betont Banijay-Manager Peter Langenberg: „Jörg Grabosch und Andreas Scheuermann haben einen herausragenden Job gemacht und die Firma nach dem On-Air-Rückzug von Stefan Raab gut neu positioniert.“ Überraschend viele nette Worte. Doch zwischen den Zeilen lässt sich bei Langenberg herauslesen, dass die Trennung von Grabosch und Scheuermann eine absehbare war. Mit Blick auf die seit 2009 bestehende 50-prozentige Beteiligung an Brainpool spricht Langenberg von einem ungewöhnlichen Situation. So etwas funktioniere gut, „wenn die Geschäftsführung vor Ort die gleiche Strategie verfolgt“. Und daran hakte es in den vergangenen Jahren mehrfach. Das ist bekannt und berichtet.

Sollte es am 29. März zum Wechsel an der Führungsspitze von Brainpool kommen, wäre Langenberg aber nur eine Interimslösung, sagt er selbst. Als COO von Banijay Entertainment sei er gut eingespannt und würde die Geschäfte nur kommissarisch übernehmen, bis eine neue Führung für Brainpool TV gefunden sei. Ob der gerade bei EndemolShine Germany ausgeschiedene Marcus Wolter ein möglicher Kandidat sei, will Langenberg nicht kommentieren: „Unsere Wunschliste hat einige Namen.“ In der Geschäftsführung von Brainpool TV sind derzeit neben Grabosch und Scheuermann auch noch Tobias Baumann, Andreas Viek und Godehard Wolpers. Auf deren Kreativität will Banijay, sofern sie wollen, auch künftig setzen.

Im Zuge des Verkaufs seiner Brainpool-Anteile an Banijay erhält Stefan Raab wieder die Mehrheit an seiner Tochterfirma Raab TV. Auf die Tochter sowie Raab persönlich setzt Langenberg. „Stefan Raab ist ein wichtiger Fernsehproduzent. Wir freuen uns, wenn er bei Raab TV weiter Ideen produziert und er Brainpool weiterhin verbunden bleibt.“ Mit der bevorstehenden Trennung von Grabosch und Scheuermann habe Stefan Raab nichts zu tun, betont Langenberg. Dass sein Verkauf der Anteile aber zweifelsohne den Weg zur lange von Banijay angestrebten Klärung der Führungsfrage bei Brainpool geebnet hat, räumt er ein.

Mehr zum Thema