Die Zahl der Beschwerden beim Presserat ist 2017 leicht zurückgegangen. 1.788 Personen wandten sich im vergangenen Jahr an das Gremium, 2016 waren es noch 1.851. Dabei griff der Presserat weniger häufig zu seiner schärfsten Sanktion, der Rüge - insgesamt 21 öffentliche Rügen wurden verhängt und damit zwölf weniger als im Jahr zuvor.
Nahezu jede zweite Rüge bezog sich auf Schleichwerbung, also auf einen Verstoß gegen den Trennungsgrundsatz von Werbung und Redaktion. "Gerade im unklaren Aufbau von Online-Seiten und der Bezeichnung von bezahlten Veröffentlichungen als 'Partnerinhalt' sehen wir eine schwerwiegende Irreführung der Leserinnen und Leser", sagte der Presserat-Geschäftsführer Lutz Tillmanns.
Unterdessen hat der Presserat ein Verfahren gegen "Bild" wegen zwei Artikeln über die SPD eingeleitet. So reichte die Partei Beschwerde ein, weil das Blatt einen Hund als Mitglied angemeldet und berichtet hatte, dieser dürfe über die Große Koalition mit abstimmen. Zudem beschäftigt sich das Gremium mit dem sogenannten #miomiogate, nachdem "Bild" über einen angeblichen Mailverkehr zwischen Juso-Chef Kevin Kühnert und einem Russen berichtete, der sich später als Aktion der Satirezeitschrift "Titanic" herausstellte.
Wegen der Veröffentlichung polizeilicher Fahndungsfotos von mutmaßlichen G20-Straftätern hat der Presserat außerdem ein Verfahren gegen "Bild" und "Hamburger Morgenpost Online" eingeleitet. Der Beschwerdeausschuss beschäftigt sich außerdem mit zwei Beschwerden im Fall Dieter Wedel, die sich gegen "Zeit Online" richten. Im Kern geht es um den Schutz der Persönlichkeitsrechte Dieter Wedels und um eine mögliche Vorverurteilung.