Deniz Yücel ist zwar aus der türkischen Haft entlassen worden, doch noch immer sitzen zahlreiche Journalisten unter Präsident Recep Tayyip Erdogan im Gefängnis. Um die Pressefreiheit im Land ist es nicht sonderlich gut bestellt - und genau unter diesen Umständen will nun die Deutsche Welle einen eigenen, türkischen TV-Sender starten. Das hat DW-Intendant Peter Limbourg vor dem Kulturausschuss des Bundestags erklärt.
Noch ist der türkische DW-Kanal allerdings nicht fixiert. Limbourg betont, dass für ein solches Vorhaben die Erhöhung des Senderbudgets beschlossen werden müsse. Auf eine solche Anhebung des DW-Etats hatten sich Union und SPD bereits in ihrem Koalitionsvertrag geeinigt. Kommt die Regierung tatsächlich zustande, müsste sie das dann auch umsetzen, um der DW den zusätzlichen Sender zu ermöglichen. SPD und Union kündigen in ihrem Koalitionsvertrag an, das Budget der DW auf das Niveau "vergleichbarer europäischer Auslandssender" anzuheben. Derzeit betreibt die DW Sender in deutsch, englisch, spanisch und arabisch.
Zustimmung zu seinem Vorhaben erhält Limbourg vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV). Deren Bundesvorsitzender Frank Überall sagt: "Ich halte es für absolut zwingend, den unter Zensurbedingungen entstehenden Informationsangeboten der Türkei qualitativ hochwertigen Journalismus à la Deutsche Welle entgegen zu setzen. Die Stimme der Demokratie muss in türkischer Sprache zu hören und zu sehen sein." Nach dem gescheiterten Militärputsch habe es eine faktische Abschaffung der Pressefreiheit im Land gegeben, sagt Überall. Die regierende AKP entscheide darüber, welche Nachrichten wie berichtet würden. "Das ist näher an Propaganda als an aufklärender Berichterstattung."