Dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk bläst derzeit der Wind so stark ins Gesicht wie noch nie. In ganz Europa, aber auch in Deutschland ist die Kritik an den "Mainstream-Medien" im Allgemeinen und den öffentlich-rechtlichen im Besonderen häufig laut und schrill, ebenso die Kritik am Rundfunkbeitrag. Für diese Diskussion über die Zukunft von ARD und ZDF rüstet sich der WDR nun mit einer "Glaubwürdigkeitsstudie", die der Sender bei Infratest Dimap in Auftrag gegeben hat und für die 1.000 Leute telefonisch befragt wurden, wobei die Ergebnisse für die Wahlberechtigten in Deutschland repräsentativ sein sollen.
Und tatsächlich sind die Ergebnisse erstmal nicht schlecht: 90 Prozent bescheinigen den Medien hierzulande eine gute oder sehr gute Qualität. Und nachdem im Herbst 2015 nur 52 Prozent die von den Medien vermittelten Informationen als glaubwürdig eingestuft haben, sind es nun immerhin schon wieder 65 Prozent. Im Umkehrschluss heißt das allerdings auch: Mehr als ein Drittel hält die Informationen, die von Medien verbreitet, generell erstmal für nicht oder wenig glaubwürdig - ein beachtlicher Prozentsatz. Bei den AfD-Ahängern sagen sogar knapp zwei Drittel, dass die Informationen in den deutschen Medien "alles in allem nicht glaubwürdig" seien.
Allerdings schneiden die Öffentlich-Rechtlichen hier weit überdurchschnittlich ab. 82 Prozent bescheinigen öffentlich-rechtlichen Radiosendern Glaubwürdigkeit, 77 Prozent öffentlich-rechtlichem Fernsehen. Damit liegen sie noch vor den Tageszeitungen mit 71 Prozent. Private Fernsehsender halten übrigens nur 27 Prozent für glaubwürdig, die Boulevardpresse kommt auf 6 Prozent, liegt damit aber sogar noch vor Facebook - Informationen von dort billigen nur 5 Prozent Glaubwürdigkeit zu. Die recht guten Werte für die Öffentlich-Rechtlichen führen dann auch dazu, dass 64 Prozent angeben, großes oder sehr großes Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu haben. Hier gibt es allerdings ein deutliches Ost-West-Gefälle: In den den östlichen Bundesländern sind es nur 55 Prozent.
Wirklich nachdenklich stimmt allerdings ein Aspekt der Studie: Satte 40 Prozent der Wahlberechtigten antworten auf die Frage "Glauben Sie, dass den deutschen Medien von Staat und Regierung vorgegeben wird, worüber sie berichten sollen?" mit "ja". Im Osten sind es sogar 47 Prozent. Und bei den 18- bis 34-Jährigen ist es mehr als die Hälfte, genau gesagt 54 Prozent. Dass selbst ein Mann wie Mathias Döpfner von "Staatspresse" spricht leistet diesem Eindruck dabei sicherlich noch Vorschub. Unterscheidet man nach Parteipräferenz, dann zeigt sich übrigens: 84 Prozent der AfD-Anhänger glauben an vom Staat gelenkte Medien, aber auch 41 Prozent der SPD-Anhänger. Nur bei CDU/CSU und Grünen sind es lediglich etwa ein Viertel - aber auch hier gilt: Ein Viertel ist eine ganze Menge. Diese Meinung hat sich in den letzten zweieinhalb Jahren übrigens nicht maßgeblich verändert.
Verzichten wollen die meisten auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zumindest dieser Studie zufolge übrigens nicht. Über 80 Prozent meinen, ARD und ZDF leisten einen wichtigen oder sehr wichtigen Beitrag zur Meinungsbildung, nur 15 Prozent sagen, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei "verzichtbar". Auch bei den 18- bis 34-Jährigen sind es nur 18 Prozent, mit 23 Prozent sagen es etwas mehr 35- bis 49-Jährige. Selbst bei den AfD-Anhängern überwiegt mit 56 zu 44 Prozent knapp die Zahl derer, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für nicht verzichtbar halten.
Nicht nur eine Abschaffung, auch eine Verringerung des Angebots der Öffentlich-Rechtlichen ist der Studie zufolge nur von wenigen gewünscht. Nur 7 Prozent sagen, es sollte alles in allem weniger Angebote geben, 18 Prozent wünschen sich sogar mehr. Bei den 18- bis 34-Jährigen sind es sogar 27 Prozent, die sich eine Ausweitung der Angebote wünschen, jeder Dritte aus der jungen Altersgruppe sagt, die Öffentlich-Rechtlichen sollten ihr Angebot im Internet ausbauen. Quer durch alle Altersgruppen überdurchschnittlich häufig ein Ausbau der regionalen Angebote gewünscht (34 Prozent). Selbst bei den AfD-Anhängern halten sich Befürworter einer Reduzierung und eines Ausbaus der Angebote von ARD und ZDF übrigens die Waage.
Was der WDR bei der Studie lieber nicht abfragen ließ, war allerdings die Frage, ob man für diesen Ausbau auch bereit wäre, einen höheren Rundfunkbeitrag zu zahlen oder ob man das nur fürs gleiche oder weniger Geld haben wollen würde. Auf diese Frage wären die Antworten dann wohl doch ein wenig anders ausgefallen.