Seit einer Weile steht der ORF in Österreich nun schon unter Beschuss - und das vor allem von der rechtspopulistischen FPÖ. die seit einiger Zeit eine Regierung mit der konservativen ÖVP bildet. Höhepunkt war ein Facebook-Posting von FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache, in dem er ORF-Anchorman Armin Wolf der Lüge bezichtigte. Wolf hat dagegen bereits Klage eingereicht (DWDL.de berichtete). Nun meldet sich ORF-Chef Alexander Wrabetz zu Wort und fordert ein klares Bekenntnis der Regierung.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur APA forderte Wrabetz ein Bekenntnis zu einem "starken ORF, der seine Aufgaben umfassend erfüllen kann". Er erwarte sich eine klare Aussage - "was auch immer im Detail an Finanzierungsmodellen kommt". Die Regierungsparteien hatten zuletzt immer wieder auf eine Medienenquete im Frühjahr hingewiesen, bei der über die Zukunft des ORF diskutiert werden soll. Das reicht Wrabetz nicht: "Es muss ja vorher eine Zielsetzung geben", sagt der ORF-Chef, der darauf verweist, dass er die Verantwortung für die ORF-Belegschaft habe. Hinzu kämen "Hunderte und Tausende in der Filmwirtschaft".

Die Zukunft des ORF und dieser Menschen könne nicht davon abhängen, ob ein Kameraschwenk in der "ZiB", der wichtigsten Nachrichtensendung des Landes, richtig oder falsch war. "Wegen einzelner Beiträge bzw. Kritik daran allerdings das gesamte Unternehmen zu diffamieren oder überhaupt zerstören zu wollen, ist auf das schärfste zurückzuweisen." Hintergrund: Die FPÖ beschwerte sich zuletzt mehrfach über die Berichterstattung des ORF. So kritisierte Verkehrsminister Norbert Hofer, dass er in einem Beitrag über den Transit-Gipfel in München nicht einmal erwähnt wurde. In einem anderen Fall wurde ein Beitrag in der ORF-Sendung "Tirol Heute" so geschnitten, dass man den Eindruck gewinnen konnte, der betroffene FPÖ-Politiker würde Antisemitismus gutheißen. Für den letzten Fall entschuldigte sich der ORF bereits und reichte wenig später das ganze Drehmaterial nach.

"Es ist natürlich offensichtlich, dass die FPÖ ihre Gangart gegenüber dem ORF verschärft hat", sagt Wrabetz. Die Freiheitlichen würden aber "pauschal die Arbeit von 800 Journalisten verunglimpfen" und einzelne Mitarbeiter "an den Pranger" stellen sowie "wegen einzelner Vorfälle die Existenz des ganzen Unternehmens" infrage stellen. "Das ist nicht das, was man sich von einer Regierungspartei erwartet."

Derzeit läuft die Neubesetzung des ORF-Stiftungsrats, das ist das höchste Gremium des Senders, das unter anderem auch den Generaldirektor wählt. ÖVP und FPÖ haben ab Mai aller Voraussicht nach eine Zweitdrittelmehrheit in dem Gremium und könnten damit auch den ORF-Chef absetzen. Wrabetz geht derzeit allerdings nicht davon aus, dass das passieren wird. Zuletzt wurden die Töne von der FPÖ wieder ruhiger: Mediensprecher Hans-Jörg Jenewein sagte gerade erst, Kritik an Fehlern müsse erlaubt sein, dennoch sei es nun an der Zeit, "die negative Energie rauszunehmen und Besonnenheit walten zu lassen." Man bekenne sich ganz klar zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk - nur wolle man eben die Gebühren abschaffen. Das hieße aber nicht, so Jenewein, dass der ORF direkt abgeschafft würde.

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