Lange hat der österreichische "Kurier" versucht, auf dem TV-Markt Fuß zu fassen. Auch in unserem Nachbarland dreht sich derzeit alles um das Thema Bewegtbild, viele Verlage experimentieren hier. Zu einer Zusammenarbeit mit dem früheren N24, das vor einiger Zeit in Österreich startete, ist es nach langen Verhandlungen aber nicht gekommen. Im vergangenen August hat die Zeitung dann den regionalen Fernsehsender Schau TV übernommen und angekündigt, in den kommenden Jahren rund 500.000 Euro investieren zu wollen (DWDL.de berichtete). Nun hat "Kurier"-Geschäftsführer Thomas Kralinger in Wien einen Einblick in die Neuaufstellung des Senders gegeben.
So ist der Bau des neuen Studios des Senders, das sich im "Kurier"-Medienhaus befindet, schon fast abgeschlossen. Bereits heute werden von dort aus einige Sendungen übertragen, seit wenigen Wochen auch in HD. Auch an der Optik des Senders hat sich etwas geändert: Schau TV kommt ab sofort in türkis daher. Die "Kurier News" und alle anderen Nachrichten-Inhalte sollen aber auch künftig im "Kurier"-Rot gehalten werden. Dadurch soll es eine bessere Abgrenzung der Formate geben.
Neben den werktäglichen "Kurier News" um 18:30 Uhr zeigt der Sender auch verschiedene Talks - von Society bis hin zu Sport. Hinzu kommen Magazine (Kochen, Lifestyle etc.) und Veranstaltungsberichte aus der Region. Österreichweit liegt die technische Reichweite des Senders bei rund 55 Prozent, im wirtschaftlich starken Osten des Landes sind es deutlich mehr. Auf diesen Bereich mit den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland will sich Schau TV künftig konzentrieren. Hier ist auch der "Kurier" stärker als anderswo im Land. Das Programm selbst wird künftig zwei Stunden pro Tag umfassen, das dann als Schleife ausgespielt wird. "Ich habe nicht vor, aus Schau TV einen Voll-TV-Sender zu machen", sagte Geschäftsführer Kralinger bereits im August. Dabei bleibt es.
Dennoch soll sich Schau TV für den Verlag rechnen, in den kommenden Wochen und Monaten läuft die Vermarktung an. Dafür hat sich die Zeitung IP Österreich an Bord geholt, die Österreich-Tochter von IP Deutschland. In Österreich vermarktet die IP neben den Sendern der Mediengruppe RTL unter anderem auch Sky Austria sowie den Regionalsenderverbund R9. "Der Sender wird eine Lücke füllen", verspricht IP-Österreich-Chef Walter Zinggl. Der Sender sei ein "starker regionaler Player", der den Kernmarkt in Österreich abdecke.
Dass das TV-Geschäft schwierig sei, wisse man, sagt Kralinger. Warum er es sich trotzdem antue? "Viele Menschen werden von den Nachrichten unserer Zeit verunsichert. Sie ziehen sich daher auf das zurück, was sie überblicken können." Kralinger meint damit das regionale Geschehen, das jeden irgendwie betrifft. Neben den täglichen Nachrichten will man dann auch genau das bieten: Infos und Geschichten aus der Region. "Wir wollen einen Wohlfühlsender machen", sagt Kralinger. So werden heimische Unternehmen und ihre Produkte in Servicesendungen vorgestellt. Eine überwiegend kritische Berichterstattung ist eher nicht zu erwarten, das dürfte auch in der Vermarktung helfen.
Mitarbeiter mit Fernseherfahrung hat man beim "Kurier" inzwischen einige: So ist das Team von Schau TV zuletzt auf 25 Mitarbeiter angewachsen. Die "Kurier News" werden von Elisabeth Auer verantwortet, sie war zuletzt beim inzwischen an ProSiebenSat.1 verkauften Sender ATV beschäftigt. Und auch "Kurier"-Chefredakteur Helmut Brandstätter kennt sich gut aus im TV: Zwischen 1997 und 2001 war er Chefredakteur bei n-tv.