Egal ob es um mehr deutsche Fernsehfilme, mehr deutsche Serien oder einen Genre-Wechsel im Tagesprogramm, geschweige denn Vorabendprogramm ging: Sat.1-Geschäftsführer Kaspar Pflüger musste lange vertrösten. Die Herausforderungen beim Sender waren zahlreich, die Liste der Versuche schon lang. „Wir befinden uns bei Sat.1 immer noch im Prozess der Neuaufstellung“, erklärt Pflüger im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Im vergangenen Jahr gelang in der Primetime eine gewisse Stabilisierung. Die gibt Rückhalt für weitere Änderungen.



Kaspar Pflüger© Sat.1
„Wir wollen dem Sat.1-Publikum wieder eine tägliche Serie geben“, kündigt Kaspar Pflüger (Foto) an. Dabei geht man einen neuen Weg. „Wir lassen im März Pilot-Episoden von vier verschiedenen täglichen Serien produzieren, mit sehr unterschiedlichen Ansätzen. Eine klassische Telenovela, eine Telenovela mit einer etwas dramatischeren Prämisse, eine Kriminalgeschichte und eine Serie mit einer gehörigen Portion Humor.“ Die Konzepte stammen aus den Produktionshäusern UFA Serial Drama und Producers at Work. Im Sommer soll dann die Entscheidung fallen, welche der Telenovelas ab Herbst auf Sendung geht.

Der Umbau am Vorabend beginnt allerdings schon früher. „Es gibt zwei Komponenten, die mir am Vorabend wichtig sind: Tagesaktualität und serielles Erzählen. An beidem haben wir sehr intensiv gearbeitet und entwickelt. Bereits im zweiten Quartal starten wir mit ‚Endlich Feierabend‘, sozusagen dem Sat.1-Frühstücksfernsehen zum Abendbrot. Wir sind am Morgen Marktführer und wollen diese Handschrift zusammen mit dem Produzenten MAZ&More in den Vorabend übertragen.“ Erst im September 2015 war zusammen mit der letzten Telenovela „Mila“ auch das Magazin „Sat.1 - der Tag“ gescheitert. Laut Pflüger hat man daraus gelernt.

„Die Tonalität ist anders, es wird mehr Show und Infotainment als Magazin. Die Fläche ist größer, also die Sendezeit um 18 Uhr mit 60 Minuten länger, damit wir eine Anlaufstelle für den Feierabend werden können. Die Live-Sendung bekommt eine Doppelmoderation, Gäste und sie wird lockerer als ein durchgetaktetes Magazin mit anmoderierten Beiträgen. Wir sind das Wohnzimmer, auf das man sich nach getaner Arbeit freuen kann“, so der Sat.1-Geschäftsführer im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de.

Auch für die Primetime gibt es Ankündigungen: Am Montagabend starten im Frühjahr mit „Seal Team“ und dem kurzlebigen „Wisdom of the Crowd“ zwei neue US-Serien und der wieder etablierte Fun Freitag wird u.a. durch eine neue Produktion von Talpa Germany verstärkt: „A year to remember“ werde eine Zeitreise-Show, in der sich der Moderator und seine prominenten Gäste in ein erinnerungswürdiges Jahr aus der Vergangenheit begeben. Kaspar Pflüger: „Angefangen von den Outfits über die Einspieler oder Studio-Aktionen bis zur jahresgemäß eingerichteten Wohnzimmer-Kulisse dreht sich alles nur um dieses eine Jahr. Das ist tolles Retrotainment, das wir uns auf der letzten MIP in Cannes gesichert haben.“

Und in der Daytime probiert Sat.1 aktuell bereits Dokutainment-Formate aus. Das soll fortgeführt werden, mit einem klaren Ziel: "Mir füllt das Genre Scripted Doku zu viele Stunden im Programm. Ich möchte deutlicher voneinander abgrenzbare Zeitzonen. Wir müssen am Nachmittag wieder echte Geschichten erzählen, die auch inspirierend sein können. Wir pilotieren derzeit viel für den Nachmittag, unter anderem zwei neue Ansätze für einen Talk, die aber komplett anders wirken, als die Talkshows früherer Jahre", so der Sat.1-Geschäftsführer gegenüber DWDL.de.

Mehr über die Strategie des Senders, weitere neue deutsche Serien in der Primetime, die Rolle von Sport für Sat.1 und das aktuelle Duell mit RTL um den Dienstagabend für deutsche Fiction lesen Sie im großen Wortlaut-Interview mit Kaspar Pflüger.