Bei Radio Bremen zeigt man sich darüber verwundert, dass YouTube die aktuelle Folge seiner für funk produzierten Mysteryserie "Wishlist" gesperrt hat. Die Episode "Eine wunderbare Nacht" ist seit dem Wochenende unter Verweis auf die "Community-Richtlinien" mit einer Altersbeschränkung versehen worden und damit erst nach Anmeldung und entsprechender Altersangabe sichtbar. Auslöser des Ägrers ist eine Sex-Szene mit den beiden Hauptfiguren, die im Rahmen der Folge gezeigt.

Genau daran störte sich die Video-Plattform von Google. "YouTube hat klare Inhaltsrichtlinien, die festlegen, welche Inhalte veröffentlicht werden dürfen und welche nicht. Einige Videos verletzen zwar nicht unsere Richtlinien, sind jedoch nicht unbedingt für alle Zuschauer geeignet", erklärte ein YouTube-Sprecher auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de. "In diesen Fällen können Minderjährige oder abgemeldete Nutzer die Inhalte nicht sehen. Für sexuell zu explizite Inhalte kann eine solche Altersbeschränkung vorkommen."

Bärbel Peters, die Jugendschutzbeauftragte von Radio Bremen, hält die gezeigten Szenen dagegen für unproblematisch. "Die Szene ist weder pornografisch noch widerspricht sie anderen Auflagen des Jugendschutzes", sagte Peters. "Die zweite Staffel von 'Wishlist' ist insgesamt düsterer als die erste Staffel. Wir achten deshalb gemeinsam mit den Produzenten besonders darauf, dass die Serie keine Gefährdungen für junge Menschen ab zwölf Jahren enthält."

Auch der zuständige Redaktionsleiter Helge Haas äußerte sich mit Blick auf die Entscheidung von YouTube kritisch. "Natürlich ist das eine Szene, in der Sex die entscheidende Rolle spielt", sagte er und betonte gleichzeitig, dass die Szene für die Liebesgeschichte wichtig sei. "Dazu ist sie künstlerisch angemessen umgesetzt und entspricht aus meiner Sicht unserer Zielgruppe - es herrscht gegenseitige Achtung und Einvernehmlichkeit, außerdem wird mustergültig verhütet. Deshalb fällt es mir schwer, die Sperrung dieser 'Wishlist'-Folge nachzuvollziehen."

Auf funk.net soll die umstrittene Episode auch weiterhin abrufbar sein, betont Radio Bremen - am Mittwoch war die Website des Jugendangebot von ARD und ZDF allerdings zeitweise nicht erreichbar. Hinter "Wishlist" steht die junge Wuppertaler Produktionsfirma Outside the Club. Im vergangenen Jahr war die Mysteryserie mit dem Deutschen Fernsehpreis, dem Grimme-Preis und dem Webvideopreis ausgezeichnet worden. Gerade erst gab es eine erneute Nominierung für den Grimme-Preis.