Der Deutsche Fernsehpreis hat keinen Platz für Autoren - diese Schlagzeile verbreitete sich in der vergangenen Woche rasend schnell und sorgte nicht nur bei den Autoren selbst für eine Welle der Empörung. Was war geschehen? Kristin Derfler, Autorin der in der Kategorie "Bester Mehrteiler" nominierten Produktion "Brüder", beklagte sich in einem Facebook-Posting darüber, dass in einer ersten Einladungsrunde in den Werkskategorien nur Produzenten, Regisseure und Redakteure eingeladen wurden, nicht aber Autoren. Die für das Event-Management zuständige Agentur begründete das mit Platzmangel und verwies auf eine zweite Einladungsrunde, in der Autoren dann auch berücksichtigt würden.
Zahlreiche Autoren und Branchenvertreter äußerten in der Folge in den sozialen Netzwerken ihren Unmut, der Verband Deutscher Drehbuchautoren wandte sich in einem Schreiben direkt an die Stifter des Deutschen Fernsehpreises, also die Geschäftsführer bzw. Intendanten von WDR, ZDF, RTL und Sat.1. In seiner Antwort schreibt Sat.1-Chef Kaspar Pflüger, der dem Stifterkreis in diesem Jahr vorsitzt, von einem Missverständnis. Einladungen für die Autoren befänden sich demnach bereits auf dem Weg, selbstverständlich würden auch die Autoren als Gäste eingeladen. Wörtlich heißt es: "Der Einladungsprozess wird wie bei jedem Preis organisatorisch zwischen den Nominierten und übrigen Gästen getrennt gehandhabt."
Wie man weiter erklärt, würden "nach den Regularien und gängiger Praxis des Deutschen Fernsehpreises in den Kategorien 'Bester Fernsehfilm' und 'Bester Mehrteiler' Produzenten, Regisseure und Redakteure stellvertretend für das Team nominiert." Autoren würden dann darüber hinaus als Gäste eingeladen - mit Ausnahme der expliziten Kategorie "Bestes Buch" aber eben nicht als Nominierte. Den Unmut der Autoren konnten die Fernsehpreis-Stifter mit dieser Erklärung kaum besänftigen, die sich weiterhin als Gäste zweiter Klasse behandelt fühlen.
Im Antwortschreiben an die Stifter des Fernsehpreises schreibt der VDD nun, dass es vielleicht Machtverhältnisse abbilde, dass Regisseure und Redakteure aller nominierten Formate anders als Autoren explizit nominiert würden, "nicht aber den künstlerischen Prozess, der hinter der Entstehung von Filmen und Serien steht." Sich dabei auf Traditionen zu berufen, bedeutet nur, dass die Stifter die Zeichen der Zeit nicht erkannt hätten. "Jedem Fernsehverantwortlichen muss angesichts der Erfolge der amerikanischen, britischen, skandinavischen Anbieter klar sein: Die Zukunft des Erzählens sind die Erzähler! Nur in Deutschland mit seiner großen TV-Industrie leistet man sich weiterhin den Luxus, Programm vielfach mehr zu verwalten als neu zu gestalten." Abschließend verweisen die Autoren nochmal auf die zentrale Rolle, in der sie sich im kreativen Prozess sehen: "Wir sind nicht bloß Gäste. Wir denken uns das aus, was an diesem Abend gewürdigt wird. Autoren als Schöpfer Ihrer Programm gehören als Nominierte in jede Kategorie."